© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/23 / 17. November 2023

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Experte: Gendersprache ist Unsinn

RAVENSBURG. Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Josef Lange, hat sich gegen die zunehmende Nutzung der Gendersprache ausgesprochen. In einem Interview mit der Schwäbischen Zeitung vorige Woche bezeichnete er diese als „moralische Aufladung der Begrifflichkeiten“, unter der auch die Logik leide. Das Gendern führe dazu, daß die Lesbarkeit, Vorlesbarkeit und Verständlichkeit der Texte leide. Als Beispiel nannte der ehemalige Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz Partizipkonstruktionen: „Man spricht nicht von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern von Teilnehmenden. Das ist von der Logik schlicht Unsinn.“ Da die Personen nicht mehr teilnehmen würden, müßte es korrekt „Teilgenommenhabende“ heißen, merkte er an und verriet: „Bei solchen Wörtern habe ich meine Schwierigkeiten.“ Lange äußerte sich auch zum Vorstoß aus dem SPD-geführten Kultusministerium in Niedersachsen, Gendern nicht mehr als einen Fehler zu bewerten. Ihm bereite die Entwicklung „große Sorge“, da die zuständige Ministerin einen stärkeren Gebrauch seitens der Lehrer begrüße. „Gleichzeitig zu erklären, man bleibe bei der amtlichen Rechtschreibung, paßt nicht zusammen“, mahnte der 75jährige. Darüber hinaus beklagte er die Konsequenzen der Gendersprache-Förderung für die Schüler. „Man kann die Sprache nicht aus der Schule heraus in der Rechtschreibung so kompliziert machen, daß es noch schwieriger wird, sie zu lernen“, warnte Lange und bezeichnete die Tatsache, daß in einigen Bundesländern mehr als 40 Prozent der Viertkläßler an den Deutsch-Mindestanforderungen scheitern, als „Alarmsignal“. Zudem nannte er die Genderdebatte „eine zunehmend deutsche, provinzielle Diskussion“, in der sich Deutschland als „Nabel der Welt“ sehen würde. Josef Lange war unter anderem jeweils zehn Jahre lang Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz und Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Seit Januar 2017 ist er Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung. (kuk/tha)

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Hasenclever-Literaturpreis für Norbert Scheuer

AACHEN. Der Schriftsteller Norbert Scheuer hat in Aachen den Walter-Hasenclever-Literaturpreis erhalten. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde dem 71jährigen vergangenen Sonntag für sein Gesamtwerk übergeben, wie die Stadt mitteilte. Die Laudatio hielt der Literaturkritiker Martin Oehlen. Scheuer gestalte und aktualisiere in seinem Werk auch das Erbe Hasenclevers. Sein 2019 erschienener Erfolgsroman „Winterbienen“ (C. H. Beck), für den er auch den Wilhelm Raa-be-Literaturpreis erhielt, handelt von einem wegen Epilepsie nicht wehrtauglichen Mann, der im Zweiten Weltkrieg Juden in präparierten Bienenstöcken über die Grenze nach Belgien schmuggelt. Zuletzt veröffentlichte Hasenclever den Roman „Mutabor“ (2022). Der Literaturpreis erinnert an den in Aachen geborenen Schriftsteller Walter Hasenclever (1890–1940). 1933 wurden seine Werke in Deutschland verboten. Als Regimegegner flüchtete er ins Exil, wo er in einem südfranzösischen Internierungslager starb. Den alle zwei Jahre verliehenen Literaturpreis bekamen unter anderem Herta Müller, Christoph Hein, Jenny Erpenbeck und Robert Menasse. (tha)

 http://walter-hasenclever-gesellschaft.de