© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/23 / 17. November 2023

Künstliche Intelligenz versagt bei Entscheidungen und Werturteilen
Kreative sind nicht ersetzbar
(dg)

Die Frage, die Experten für Künstliche Intelligenz (KI) am häufigsten hören, lautet: „Wird KI den Menschen ersetzen?“ Darauf weiß Katharina A. Zweig, die an der TU Kaiserslautern den Studiengang Sozioinformatik leitet, eine Radio-Eriwan-Antwort: Im Prinzip ja, nur nicht alle Menschen. Denn basierend auf der heutigen Technologie können KI-Systeme „singuläre menschliche Entscheidungen“, darunter fallen alle politischen Entscheidungen, wie sie etwa während der Corona-Pandemie getroffen wurden, prinzipiell nicht ersetzen. Denn in der Politik gehe es immer auch um Werturteile, da verschiedene mit einander konkurrierende Maßnahmen bewertet werden sollen. In diese Kategorie fielen auch Schulzensuren. Es gibt noch keinen Algorithmus, der zu einer Note führt. Ähnlich schwierig sei es, zukunftsverändernde Situationen mit KI einzuschätzen. Daher könne die Maschine uns bei Risikoentscheidungen in begrenztem Maß ersetzen. Auf eine unüberwindliche Schranke treffe KI hingegen bei kreativen Tätigkeiten: „Menschen und menschliche Kreativität lassen sich daher auch in den nächsten Jahren nicht durch KI-Systeme ersetzen.“ Viel Bewegung in der Medienbranche werde es allerdings bald dort geben, wo Ideen nicht „wirklich kreativ“ sein müssen, sondern wo sie nur unterhaltsam sein oder sogar nur ein Wohlgefühl auslösen sollen. Einen Wettbewerbsvorteil erhielten in diesem Kontext aber alle Personen, die ihre Ideen computerverständlich formulieren (sogenanntes prompt engineering) und mit PC-Hilfe darauf aufbauend in die Sphäre intellektuell anspruchsvoller Kreativität vordringen können (Aus Politik und Zeitgeschichte, 42/2023). 


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