Der Deutschland-Besuch des türkischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan zeigt vor allem eines: Eine muslimische Parallelgesellschaft, die nach eigenen Regeln und Gesetzen lebt, über die die „Gruppen junger Männer“ aus dem Polizeibericht mitsamt Schattenwirtschaft und Friedensrichtern wachen, braucht irgendwann ein alle einigendes Oberhaupt.
Und wer sich in der islamischen Welt dafür gerne als Kandidat in Szene setzt, ist der Islam-Hardliner Erdoğan. Daß er mit dem Kemalismus, der türkischen Variante einer laizistischen Republik, nichts anfangen kann, hat er hinlänglich bewiesen. Stattdessen strebt er ein wiederauferstandenes Osmanisches Reich mit dem Islam als Herrschaftsgrundlage an.
Daher wird seit Jahren bei seinen Deutschlandbesuchen neben nationalchauvinistischer Seelenmassage auch der Rabia-Gruß der Muslimbruderschaft gezeigt, die eigentlich aus dem arabischen Raum stammt.
Auch die übliche Israel-Schelte wird dazugehören, was angesichts der jüngsten Ereignisse die Emotionen besonders hochkochen läßt. Aber wie jeder Herrscher eines Imperiums braucht Erdoğan auch eine dekorative Schar Unterworfener um sich herum.
Gaius Julius Caesar schleifte bei seinem Triumphzug durch Rom den besiegten Vercingetorix hinter sich her. Bei deutschen Politikern reicht es, sie als Staffage danebenstehen zu lassen.