Identitätspolitik einmal anders: Marion Maréchal ist nach Armenien gereist, um ihre Solidarität mit den bedrohten Christen zum Ausdruck zu bringen, und Eric Zemmour – selbst jüdischen Glaubens –, hat bei einem Besuch in Jerusalem vor der Grabeskirche die Gelegenheit ergriffen, sich mit seinen „christlichen Brüdern“ solidarisch zu erklären.
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Rein optisch ist kaum ein Unterschied zu erkennen zwischen den propalästinensischen Demonstrationen in Berlin, Essen, London, Paris, diversen Städten der USA und dem, was an irgendeinem Ort im Nahen Osten geschieht. Es dominieren dieselben Fahnen, Transparente und Parolen, es dominiert aber auch derselbe Typus. Was einmal mehr gegen die Milieutheorie spricht. Oder anders gesagt: Die Masse der Beteiligten, also die, die noch nicht so lange hier leben, möchte offenbar nicht so leben, wie diejenigen, die schon länger hier leben. Ihr Ziel ist es, daß es bei uns genauso wird wie bei ihnen zu Hause.
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Man würde der Forderung, den Antisemitismus zu bekämpfen, viel beherzter beipflichten, wenn der Begriff in den letzten Jahrzehnten nicht so systematisch entgrenzt und instrumentalisiert worden wäre.
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Am 28. Oktober hat die Stadtverwaltung von La Flotte auf der Ile de Ré gemäß der Weisung des französischen Staatsrats die Statue der Jungfrau Maria von einem Platz entfernen lassen. Geschaffen worden war das Kunstwerk im Auftrag einer Familie des Ortes, zum Dank für die Heimkehr ihrer Söhne aus dem Zweiten Weltkrieg. Erst 1980 kam sie durch Schenkung an die Kommune, die jetzt in einem langwierigen Streit mit der Fédération de la Libre Pensée unterlag, einer militanten laizistischen Vereinigung, die seit längerem alle religiösen Symbole aus dem öffentlichen Raum zu entfernen sucht (allerdings das Tragen des Burkini verteidigt!). Ein Versuch junger katholischer Aktivisten der Gruppe „Touche pas à ma Statue“ – „Hände weg von meiner Statue“, das Vorgehen gegen das Monument zu verhindern, indem sie die Figur mit Ketten an einem Betonblock fixierten, hatte lediglich symbolischen Charakter.
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Endlich sagt es mal einer: „Slavoj Žižek ist nicht verrückt geworden, im Gegenteil: Das ist ja das Entsetzliche. Slavoj Žižek war jahrzehntelang verrückt.“ (Claudius Seidl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 1. November)
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Wokeness I – Serie „Bodies“ (Netflix): Es ermitteln auf verschiedenen Zeitebenen der bisexuelle Detective Inspector Alfred Hillinghead im Jahr 1890, der jüdische Sergeant Charles Whiteman – den der antisemitische Kollege notorisch „Weismann“ nennt – im Jahr 1941, der muslimische Detective Sergeant Shahara Hasan in der Gegenwart und der Detective Iris Maplewood, eine querschnittsgelähmte Frau, die durch bionische Hilfsmittel laufen kann, im Jahr 2053.
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Das Bild von den Pro-Palästina-Demonstranten, die ungehindert auf die Figuren des Neptunbrunnens am Berliner Alexanderplatz geklettert sind, ließ den Gedanken aufblitzen, daß die Polizei wahrscheinlich den Feuerbefehl erhalten hätte, wenn es Identitäre gewesen wären.
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„Unter den Flüchtlingen sind sehr viele Menschen aus Ländern, in denen Israel zum Feindbild gehört. Sie sind mit dieser Israelfeindlichkeit aufgewachsen und übertragen ihre Ressentiments häufig auf Juden generell. Im Sommer 2014 bei den Demonstrationen anläßlich des Gaza-Konflikts konnten wir beobachten, wohin das führt. Daher gibt es in unseren Gemeinden jetzt die Sorge, daß wir solche antisemitischen Ausschreitungen wie 2014 häufiger erleben könnten.“ (Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, 2015)
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Wokeness II – Serie „München Mord“, Folge „Der gute Mann vom Herzogpark“: Getötet wird ein greiser Verleger, der „rechts“ war, also ein „Nazi“, aber aus Tarnungsgründen auch CSU-Mitglied, schon damit ihn die „Amigos“ decken, dessen Autoren aber „der Verfassungsschutz beobachtet“; in den Genuß des Erbes kommt auf betrügerische Weise zwar nicht die „polyamore“ Haushaltshilfe und Gelegenheitshure, sondern die Flüchtlingshilfsorganisation, was aber nur „gerecht“ ist, wie abschließend festgestellt wird.
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„In Europa sind die Migranten stark, weil wir schwach sind. Daran ist weniger der Islam schuld als der dekonstruktivistische, linke, intersektionale, maastrichianische Selbsthaß, der in Frankreich grassiert. Das arabisch-muslimische Volk – denn es gibt kein Problem mit dem indonesisch-muslimischen Volk – hat Sinn für Ehre, für Tugenden und für Männlichkeit. […] Frankreich erniedrigt sich vor diesem Volk, bettelt um Verzeihung, geht katzbuckelnd auf die Knie. Nationale Unmännlichkeit – hier möchte ich einwerfen: Man darf nicht einmal das Wort Männlichkeit verwenden, ohne als Faschist zu gelten – trifft auf arabische Männlichkeit, die sich in Angriffsposition begeben hat. Es handelt sich um die Antwort des Starken auf den Schwachen.“ (Michel Onfray, französischer Philosoph, im Interview mit der Tageszeitung Die Welt)
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 24. November in der JF-Ausgabe 48/23.