Beamtensohn, Schulabrecher – aber pfiffiger Geschäftsmann, der aus Dachböden Wohnungen machte und so seine erste Million verdiente. Mit 34 zum „Tiroler des Jahres“ gekürt, mit 41 „Stratege des Jahres“, Karstadt-Retter und Medieninvestor, laut Forbes längst Multimilliardär, dem die Hälfte des New Yorker Wolkenkratzers Chrysler Building gehört. Nur vier Jahre später ist René Benko der Buhmann, dessen Immobilien- und Handelsholding Signa nach Milliardenverlust und mit hohen Schulden vor dem Zusammenbruch steht. Investoren wollen den 46jährigen aus seinem Firmenimperium herausdrängen und den schwäbischen Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz engagieren, um zu retten, was zu retten ist.
Benkos Vorliebe für hochpreisige Luxusimmobilien ist ihm zum Verhängnis geworden. Betongold, das enorme Investitionen und laufend Geld erfordert. Inflation, hohe Zinsen und explodierte Baukosten sind da Gift. Folglich sperrten Banken Kredite. Tochterfirmen wie die Handelsplattform Signa Sports United (SSU) sind pleite. In der Hamburger Hafencity stehen am Elbtower – mit geplant 245 Metern dem höchsten Gebäude der Hansestadt – wegen unbezahlter Rechnungen die Baukräne still. Springt der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne wie bei Hapag-Lloyd und dem HSV als Retter ein? Mit seinen 27,9 Milliarden Dollar an Vermögen wäre das wohl möglich. Mangels Mieter ist aber auch der Neubau der Hamburger Gänsemarkt-Passage unterbrochen worden. Beim Düsseldorfer Carsch-Haus und der Stuttgarter Sportarena geht derzeit ebenfalls nichts voran. Angeblich stünden arabische Investoren bereit, denn bei einer Pleite müßten diese einen Totalverlust befürchten.
Allerdings ist die Signa-Struktur mit Hunderten Firmen undurchsichtig. Eine Pleite dürfte komplex und langwierig werden. Es erinnert an den Baulöwen Jürgen Schneider, der einst auch als Erfolgsunternehmer galt, bis sich dann 1994 sein Imperium in Luft auflöste. Doch kriminelle Täuschung von Banken und Privatinvestoren wird Benko bislang nicht vorgeworfen. Und die Wiener Schmiergeld-Affäre ist über zehn Jahre her. Nicht alle Benko-Projekte, Firmen und Beteiligungen sind windig – nur welche sind das? Für die Signa-Anteile am Berliner KaDeWe oder dem Münchener Luxuskaufhaus Oberpollinger gäbe es sicher solvente Interessenten.