Die Gerüchteküche brodelt über. Die klatschverliebten Römer scheinen derzeit nur noch ein einziges Thema zu kennen: das Ende der langjährigen Beziehung Giorgia Melonis, der ersten weiblichen rechten Ministerpräsidentin Italiens, von dem Vater ihrer siebenjährigen Tochter. Die grausamen Kriege in Nahost und in der Ukraine, die Migrantenströme und die kippelige Wirtschaftslage sind an die zweite Stelle gerückt. Die abrupte Trennung, nachdem Meloni via Twitter über Nacht ihren langjährigen Partner in die Wüste geschickt hat, beherrscht Rom.
An den Kiosken prangen auf den Titelblättern der Illustrierten die Fotos der blonden Ministerpräsidentin mit ihren großen blauen Augen. Schaltet man den Fernseher ein, so sieht man auf allen Kanälen, wie Nahostexperten, sogar Philosophen und natürlich Politiker über diesen Fall debattieren. Und in den römischen Bars und Cafés wird die „Trennung des Jahrhunderts“ fortgesetzt.
Meloni war vor einem Jahr mit dem Anspruch „Gott, Vaterland, Familie“ als Ministerpräsidentin in den Palazzo Chigi eingezogen. Man sah das schöne junge Paar bei offiziellen Auftritten, auch mit der Tochter Ginevra bei der privaten Papst-Audienz.
Es dauerte nur 24 Stunden, und die Trennung Melonis erfolgte per Facebook prompt und öffentlich.
Das Ende kam völlig überraschend. Auf dem Sender Canale 5 des Berlusconi-Konzerns Mediaset, bei dem Andrea Giambruno seit 2009 arbeitet, wurde in der Satire-Sendung ein Beitrag aus dem Redaktionsalltag über ihn gesendet. Das Mikro sei versehentlich offen gelassen worden. Und nun sah und hörte ganz Italien, wie er seine Kolleginnen hemmungslos anbaggerte: „Willst du dich unserer Gruppe anschließen“, „wollen wir einen Dreier machen“, „darf ich meine Eier anfassen, während wir hier reden“. Und das tat er dann auch und griff sich in den Schritt.
Es dauerte nur 24 Stunden, und die Trennung Melonis erfolgte per Facebook prompt und öffentlich: „Meine fast zehn Jahre dauernde Beziehung zu Andrea Giambruno endet hier. Ich danke ihm für die wunderbaren Jahre, die wir zusammen verbracht haben, für die Schwierigkeiten, die wir durchgemacht haben, und dafür, daß er mir das wichtigste in meinem Leben gegeben hat, nämlich unsere Tochter. Unsere Wege haben sich schon lange getrennt, und es ist Zeit, es zu realisieren. (...) PS: Alle, die gehofft haben, mich zu schwächen, sollten wissen, daß so sehr der Tropfen hoffen mag, den Stein auszuhöhlen, der Stein bleibt ein Stein und der Tropfen ist nur Wasser.“ Danach flog die Ministerpräsidentin zu Staatsbesuchen nach Kairo und Israel.
Meloni beherrscht seitdem die Medien. Ihre Zustimmungswerte steigen. Besonders von linken Frauen erhält sie überraschend Zustimmung. „Diese Trennung ist ein feministischer Akt“, so die Schriftstellerin Rosella Postorino.