Um die Mittagszeit hatte sich bereits eine lange Schlange an der Kasse des Schwarzwälder Supermarktes gebildet. Vor uns wartet eine magere Berufsjugendliche jenseits der Fünfzig, die grauen Haare zu einer Portierszwiebel gebunden und die Jeans mit zahlreichen Lüftungsschlitzen versehen.
Sie hatte auf einen Wagen verzichtet und umklammert alle Einkäufe mit den Händen. Nachdem sie mühsam Chips, Cola-Büchsen, Würstchen, Buttermilchbecher und Biomöhren auf dem Band abgelegt hat, wühlt sie nun hektisch in ihrer Handtasche und reicht der Kassiererin schließlich ihre Scheckkarte. Zunächst wird die PIN nicht akzeptiert.
Das Umfeld verfolgt amüsiert das Geschehen und Begleiter Uli zwinkert dem Hintermann zu: „Das wird noch eine Weile dauern. Was halten Sie davon: Sie spenden Ihren Chateau Migräne und wir Baguette und Käse.“ „Einverstanden! Ich stelle schon mal das Schild Kasse geschlossen hin.“
Zwei Handwerker mischen sich ein: „Wir beteiligen uns mit unserer Kiste Bier, aber dann müssen Sie noch mehr Brötchen besorgen.“
Die Menge läßt sich nicht so einfach transportieren, und schon verabschiedet sich etwas Richtung Boden.
Unser weiblicher Umstandswauwau hat den Zahlvorgang inzwischen abgeschlossen, aber der Abtransport der Waren überfordert sie sichtlich. Die Menge läßt sich auch mit Krakenarmen nicht ohne weiteres verlasten, und prompt macht sich der Buttermilchbecher auf den Weg und zerplatzt am Boden. Beifall auf den Rängen.
„Sind Sie mit der Nummer noch frei?“ fragt Uli spöttisch. Mit wütendem Blick auf lachende Gesichter schwirrt die Dame ab und überläßt die Aufwischerei der herbeigeeilten Marktleiterin.
Ich hebe eine Kupfermünze auf und schenke sie meinem Hintermann. „Die bringt Ihnen Glück“, verspreche ich, „vor allem, wenn ein Kuckuck ruft. Dann müssen Sie sofort Ihr Portemonnaie schütteln.“
„Danke, ich hätte mich nicht gebückt. Wenn wir nicht zur Arbeit müßten, würden wir uns jetzt zusammenhocken“, bedauern die Männer beim Abschied.
Wie sagte einst Romanus: Wer sich am Leben freuen möchte, findet immer einen Grund. Den Spruch entdeckten wir vor vielen Jahren in der Wieher Modellbahnanlage an der Wand.