Ist unser Bier in Gefahr? Möglicherweise, sagen Forscher der Universität Hohenheim: Das Citrus Bark Cracking Viroid (CBCVd), ein winziger virusähnlicher Erreger ohne Proteinhülle, der durch weggeworfene Schalen von Orangen, Mandarinen oder Grapefruits auf Hopfendolden übertragen wird, bedroht die Brauzutat. In den großen süddeutschen Anbaugebieten wie der bayerischen Holledau oder im schwäbischen Tettnang breitet sich die tückische Pflanzenkrankheit, die zu Kümmerwuchs führt, bereits aus. Seinen Weg zu uns fand das Viroid durch Supermarktobst. In Israel oder der Türkei werden die Viroide ganz gezielt zur Wuchsreduktion eingesetzt. Die damit behandelten Zitrusbäume bleiben kleiner; die Früchte sind somit einfacher zu ernten. In der Natur kommen Erreger und Hopfenpflanzen nicht in Kontakt. Ihre Wege kreuzen sich durch den weltweiten Handel. In sechs Prozent der Supermarktfrüchte soll das CBCVd nachweisbar sein.
Die Viroide sprangen von weggeworfenen Resten und Schalen von Zitrusfrüchten auf die Hopfenpflanzen über.
Infiziert sind aber auch Ziergewächse aus dem Gartencenter. Wissenschaftler wiesen nach, daß Viroide aus auf den Boden geworfenen Obstresten und -schalen auf die Hopfenpflanzen übersprangen. Die Folgen für den Hopfen: Die Bitterstoffe, die im Bier das „hopfige“ Aroma erzeugen, nehmen stark ab. Nach einigen Jahren stirbt die Pflanze. Schon 2007 wurde dieser Effekt in slowenischen Hopfenregionen beobachtet. Daher sollten bei Spaziergängen und der Feldarbeit keine Obstschalen weggeworfen werden. Das bayerische Agrarministerium reagiert bei Befall rigoros: Ist eine Hopfenpflanze erkrankt, muß sie vernichtet werden, ebenso die benachbarten Pflanzen. Eine Behandlung ist nicht möglich. Die Fläche darf dann für mindestens zwei Jahre nicht mehr mit Hopfen bepflanzt werden. Am besten wäre es, auf den Einsatz von Viroiden in der Landwirtschaft zu verzichten, aber dies dürfte in Mittelmeerländern kaum durchsetzbar sein.