Daß auch Militärs Philosophen sein können, dafür steht der preußische General Carl von Clausewitz (1780–1831), einer der bedeutendsten Kriegstheoretiker aller Zeiten. Weitaus seltener hingegen profilieren sich Philosophen als Militärexperten, so wie Hans-Peter Krüger, der in Potsdam Philosophie lehrt. Vor Beginn der ukrainischen Frühjahrsoffensive wagte er die Prognose, daß sie nicht zu der von Kiew angekündigten „Durchbruchsschlacht“ samt Befreiung russisch besetzter Gebiete führen werde. Vielmehr stünde nach ihrem zu erwartenden Scheitern Russen und Ukrainern ein mehrjähriger Abnutzungskrieg bevor. Man kenne diese Logik der Eskalation aus den zwei Weltkriegen. Nur daß diesmal auch atomare, biologische und chemische Massenvernichtungswaffen zum Einsatz gelangen könnten. Mit Aussicht auf diese mörderischen Optionen und im Rückblick auf die 200.000 gefallenen oder schwer verwundeten Soldaten beider Seiten stelle sich daher die Frage, was „der Westen“ der Ukraine noch an Opfern zur Verteidigung seiner „Werteordnung“ zumuten wolle (Berliner Debatte Initial, 1/2023). Vor allem die Berliner Ampelkoalition und ihre medialen Büchsenspanner müßten ihre „reine Wunschpolitik der besseren Gesinnung“ endlich aufgeben und verantwortungsethisch auf eine Verhandlungslösung drängen.