Sein Name ist Gill, Keith Gill, und er hat die Lizenz zum Nervtöten. Privat rennt er in geschmacklosen Katzen-Pullis herum. Katzen sind seine Leidenschaft, aber für die Wall Street wurde er zum gefährlichen Tiger. Als „Roaring Kitty“ („Brüllendes Kätzchen“) geistert Keith durchs Internet. Außer für Katzen hat er eine ausgeprägte Leidenschaft für Börsenkurse und -trends.
Der Finanzanalyst mit der langen Mähne, gespielt von Paul Dano, hat mit seiner Frau Caroline (Shailene Woodley) ein reizendes Kind und inszeniert sich via Youtube in seinem schäbigen Büro für die Außenwelt. In einer für sich selbst erstellten Analyse untersucht er die Aktie von GameStop, einer Ladenkette für Videospiele, die er für unterbewertet hält. Er investiert sein gesamtes Vermögen von etwa 50.000 Dollar in diese eine Aktie und setzt die Welt da draußen per Video-Kanal davon in Kenntnis.
Der Traum vom mühelos verdienten Geld droht zu platzen
Über das Internet-Forum Wall Street Bets bildet sich eine gewaltige Gemeinde von Gesinnungsgenossen und Mitmachern. Alle merken, daß sie mit ihrer bescheidenen Investition Teil von etwas werden, was es so noch nicht gab, Teil von etwas ganz Großem. Aus einem Aktientip ist eine sozial-mediale Bewegung geworden. Alle kommen durch den exponentiell ansteigenden Börsenkurs zu unerwartetem Nominal-Wohlstand. Schließlich macht das brüllende Kätzchen vier, fünf Millionen Dollar täglich. Sollte man da nicht mal langsam ans Verkaufen denken? Während Keiths angejahrte Eltern gar nicht so richtig mitbekommen, was da los ist, würde sein prekär beschäftigter Bruder Kevin (Pete Davidson) zum Beispiel gern mal etwas von dem schnell verdienten Geld sehen.
Was Keith & Co. an Geld scheffeln, versemmeln parallel die klassischen Geldgeier von der Wall Street. Die Hedgefonds-Manager Gabe Plotkin (Seth Rogen), Steve Cohen (Vincent D’Onofrio) und Ken Griffin (Nick Offerman) stellen ernüchtert fest: Sie haben sich kolossal verzockt. Durch Hinterzimmerabsprachen wird Robinhood Markets, die Firma, über die die Internet-Verkäufe abgewickelt werden, dazu gebracht, den GameStop-Handel zu beschränken. Dem „dummen Geld“ soll der Stecker gezogen werden. Plötzlich geht nichts mehr. Die gesichtslose Masse der Kleinanleger, in der allerlei Begehrlichkeiten geweckt wurden, bekommt zittrige Hände. Der Traum vom mühelos verdienten schnellen Geld droht zu platzen wie eine Seifenblase.
Mitten in der Covid-Krise, die hier in Form der leidigen Masken allgegenwärtig ist, stürzte diese wahre Geschichte, aufgearbeitet von Ben Mezrich in dem Buch „The Antisocial Network“ (2021), auf dem der Film basiert, den Finanzmarkt ins komplette Chaos. Millionen von Menschen weltweit folgten dem auf digitalen und nicht-digitalen Kanälen kolportierten Börsen-Theater. Anhand der Krankenschwester Jenny (America Ferrera) und des Quoten-Lesben-Pärchens Riri (Myha’la Herrold) und Harmony (Talia Ryder), zwei Studentinnen der Universität von Texas, gibt der Film auch kurze Einblicke in den Alltag derjenigen, die diesen Börsencoup möglich machten.
Leider wirkt die Auswahl der wenigen Klein-Investoren, die der Film in Nebenrollen würdigt, als wären sie erst mal hinsichtlich ihrer Regenbogentauglichkeit gemustert worden, eine „woke“ Besetzungscouch sozusagen. Regisseur Craig Gillespie legt es viel zu ostentativ darauf an, seine Kleine-Leute-Geschichte als Geschichte des kapitalismuskritischen links-diversen Amerika zu erzählen. Die kleinen Leute, die Donald Trump groß gemacht haben, sucht man in Gillespies Blick auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die „Dumb Money – Schnelles Geld“ so mustergültig vorführt, vergeblich.
Und so ist die Verfilmung des Tatsachenberichts von Ben Mezrich wieder mal nur das, was man erwarten durfte: ein typisch linksliberales Amerika-Porträt mit einer zeitgeisttypischen Besetzungsliste, das überdies nervt mit einer grauenhaften Filmmusik. Schade um die vertane Chance, eine verblüffende David-gegen-Goliath-Geschichte so zu erzählen, daß man David die Steinschleuder nicht am liebsten wieder wegnehmen würde.