© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/23 / 03. November 2023

Zeitschriftenkritik: Agenda
Im Porträt: Leo Strauss
Werner Olles

Agenda, der zweimonatlich erscheinende achtseitige Informationsbrief der Berliner Bibliothek des Konservatismus (BdK), porträtiert in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 45, Oktober 2023) den deutsch-amerikanischen Philosophen Leo Strauss. Am 20. September 1899 als einziges Kind orthodoxer Landjuden im mittelhessischen Kirchhain geboren, konvertierte er mit 17 Jahren zum politischen Zionismus und begann nach der Schulzeit in Marburg Philosophie, Naturwissenschaften und Mathematik zu studieren. Nach dem Militärdienst setzte er sein Studium in Hamburg fort und wurde 1921 bei Ernst Cassirer promoviert Im Jahr darauf zog es ihn nach Freiburg zu Edmund Husserl, in dessen Forschungsassistenten Martin Heidegger er sein philosophisches Vorbild erkannte.

Strauss’ Erfahrungen mit der Weimarer Republik und der inhärenten Fragilität des für Demagogen anfälligen Liberalismus mündeten später in eine Kritik der Massendemokratie. Ein Empfehlungsschreiben von Carl Schmitt für das Rockefeller-Stipendium führte ihn nach Paris. Hier heiratete er 1933, doch bereits 1934 siedelte die junge Familie wegen der Entwicklungen in Deutschland nach England über. Strauss nahm eine Forschungsstelle an der Universität Cambridge an und setzte seine Studien zu Thomas Hobbes fort. 1937 ging er dauerhaft in die USA, einer Dozentur an der Columbia University in New York folgte die Festanstellung an der New School of Social Research, einer Hochburg jüdischer Exilwissenschaftler. Von 1949 bis zu seiner Emeritierung lehrte er an der University of Chicago.

Sein Hauptbuch „Naturrecht und Geschichte“ (1953) gilt als Weckruf gegen einen selbstgefälligen Progressismus und den philosophischen Pragmatismus in den USA. Seiner Kritik der Moderne, die letztlich in einen relativistischen Nihilismus münde, stellte er die Etablierung einer philosophischen Aristokratie gegenüber, die geschult in klassischem Naturrechtsdenken und humanistischer Bildung die geistigen und moralischen Tugenden gegen den Geist der Moderne verteidigt. Leo Strauss starb am 18. Oktober 1973.

Über die 18. Vanenburg-Konferenz des Center for European Renewal (CER) im August 2023 im niederländischen Doorn, an der 200 Rechtsintellektuelle aus ganz Europa und den USA teilnahmen, darunter auch JF-Chefredakteur Dieter Stein und der Historiker Karlheinz Weißmann, berichtet ein weiterer Beitrag. Thematisch ging es um Bildungs- und Erziehungsfragen. Ein Rückblick auf die Veranstaltungsreihe der BdK verweist auf die Vorträge von Bernhard Lassahn über die „Geschichte des Feminismus“, Silvio Viettas über die „spezifischen Merkmale der Literatur Europas“ und Claus-M. Wolfschlags „Wann kommt das schöne Bauen?“

Kontakt: Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF), Fasanenstraße 4, 10623 Berlin. Der Bezug der Druckausgabe ist gegen eine Spende möglich.

 www.bdk-berlin.org