Chris Larsen ist ein aus San Francisco stammender Tech-Unternehmer. Sein Vermögen erreichte laut Forbes Magazine im Jahr 2018 59 Milliarden US-Dollar und übertraf damit Mark Zuckerberg, was ihn für kurze Zeit zum fünftreichsten Menschen der Welt machte. Larsen äußerte nun öffentlich seine Bestürzung über andere Tech-Bros, die ihr Vermögen im Silicon Valley gemacht hätten, dann aber in andere Gegenden abgewandert seien und die Bay Area, die sie reich gemacht, aufgegeben hätten. Entprechend ist er maßgeblich an einer Kampagne zur Wiederbelebung der Innenstadt San Franciscos beteiligt, deren einst glänzendes Image als pulsierende und Postkartenstadt sich seit der Covid-Pandemie rapide verschlechtert hat. Ausufernde Immobilienspekulation, Obdachlosigkeit und hohe Lebenshaltungskosten führten zu einer Abwanderung der Einwohner und einem drastischen Rückgang des Tourismus.
Gerade die Dysfunktionalität der Stadtregierung trägt eine gehörige Portion Schuld an der städtischen Fäulnis.
Die Leerstandsquote bei Bürogebäuden in der Innenstadt liegt bei 25 Prozent und damit mindestens zehn Prozent höher als in anderen großen Stadtzentren. Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen dies als „Doom Loop“, wenn die Steuereinnahmen sinken, die Dienstleistungen zurückgehen, Unternehmen schließen oder die Stadt verlassen, die Einwohner abwandern und eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale einsetzt.
Die hohen Gehälter der Tech-Angestellten machten die Stadt für alle anderen unerschwinglich, und dann taten sie wenig, um die von ihnen geschaffenen Probleme zu lösen. Larsen und andere haben jedoch eine Idee, wie man das alles lösen könnte, auf die nur ein Silicon-Valley-Nerd kommen kann: das schlechte Image von San Francisco durch eine Marketingkampagne zu ändern.
Aber die Idee, daß das Problem die Botschaften sind und nicht die zugrundeliegende wirtschaftliche Abwärtsspirale, scheint ein Versuch zu sein, die schmutzige Wäsche zu verstecken. Die vier Millionen Dollar teure Marketingkampagne trägt den Titel „It All Starts Here“, um an die vielen erfolgreichen globalen Unternehmen zu erinnern, die ihren Ursprung in der Region San Francisco haben.
Doch gerade die Dysfunktionalität der Stadtregierung trägt eine gehörige Portion Schuld an der städtischen Fäulnis. Deren Vertretern scheint es wichtiger zu sein, sich der Identitätspolitik und der Opferkultur anzuschließen, als eine dysfunktionale Stadt zu reparieren. Bürgermeisterin London Breed (Demokraten), die 2018 mit Reformverprechen ins Amt kam, war nicht in der Lage, harte Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel die Obdachlosenlager aus der Stadt zu verlegen. Ihre Popularität ist in einer aktuellen Umfrage auf 25 Prozent Zustimmung gesunken. „It All Starts Here“ sollte im Rathaus beginnen.