Als wäre der deutsche Schilderwald nicht schon üppig genug, stellen Privatleute Tempo-30-Schilder mit dem Zusatz „Freiwillig“ auf ihr Grundstück. Es handelt sich hierbei um eine konzertierte Aktion, die auf den Ortsverband der Grünen auf der Bodensee-Halbinsel Höri zurückgeht: „Privatinitiative für Klimaschutz, mehr Verkehrssicherheit und weniger Lärm“. Die Schilder wurden 2021 mittels Spenden angeschafft und verteilt. Das Landratsamt Konstanz verlangte, die Schilder zu entfernen. Die Sache landete mit Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vor dem Verwaltungsgericht Freiburg, um die Zulässigkeit der Schilder prüfen zu lassen. Das Verwaltungsgericht wies die Klage zurück. Damit ist weiter alles unklar. Die Urteilsbegründung folgt noch, mit weiteren DUH-Klageschritten ist zu rechnen. Deutschland scheint sonst keine Probleme zu haben. Letztlich geht es darum, ein generelles Tempolimit von 30 km/h in geschlossenen Ortschaften durchzusetzen.
Bringt flächendeckend Tempo 30 innerhalb von Ortschaften wirklich weniger Spritverbrauch und Abgase?
Das wird von vielen Initiativen versucht. Das Unterfangen ist eine Glaubensfrage: Bedeutet Tempo 30 weniger Spritverbrauch und Abgase? Weniger Lärm bringt es wohl. Aber je nach Straße ist Tempo 30 zu fahren nicht immer intuitiv. Blitzer werden genau dort aufgestellt. Der Dogmatismus ist auch daran abzulesen, daß selten ein Kompromißschild für Tempo 40 die Straßen ziert. Nun mag jeder Tempo 30 toll finden und selber Tempo 30 fahren. Aber mit dem auf den ersten Blick mit Originalschildern zu verwechselnden Zeichen wird der Autofahrer unnötig irritiert, dieVerkehrszeichenerkennung in „smarten“ Autos spielt verrückt. Fehlt noch eine Gegenbewegung, die Schilder aufstellt: „Freiwillig zügig durchfahren, Verkehr nicht behindern!“, wir hätten den vollkommenen Schilderkrieg. Das kann nicht im Sinne der Verkehrssicherheit sein. Daß besorgte Eltern in einer Wohnstraße Pappschilder aufstellen wie „Achtung spielende Kinder“ ist verständlich. Die sind unverwechselbar und herzig. Wir brauchen mehr Herz und Verstand im Straßenverkehrt. Auch das wäre eine Kampagne wert.