Viel ist in den letzten Jahren über das „Klima-Paradigma“ (Ernst-Peter Ruewald) geschrieben worden. Dieses wissenschaftliche Großmodell, das längst zu einer letzten Metaerzählung mutiert ist, die in alle Bereiche des Alltags hineinreicht, ist selbst für Fachleute schwer zu überschauen. Die mit Argusaugen von Klimatologen und Journalisten registrierten Klimaveränderungen haben nicht zuletzt extraterrestrische Ursachen. So sind in spärlicher Auswahl Solarkonstanten, die Variation der Sonnenstrahlung, die Rotation der Milchstraße und Gezeitenkräfte anzuführen. Weiter relevant sind terrestrische Einwirkungen wie Vulkanismus, Kontinentaldrift, Albedo-Effekt und ozeanische Zirkulation.
Vor diesem multifaktoriellen Hintergrund ist der Geograph Werner Kirstein unlängst zu dem Schluß gekommen: Der Klimawandel sei Realität, Irrtum und Lüge – je nachdem, aus welcher Perspektive man ihn betrachtet. Folglich überrascht es nicht, daß Politiker, Talkshowdiskutanten und Mitarbeiter von Klimainstituten gern auf einfache Weise den gordischen Knoten durchschlagen: Das anthropogene CO2 ist demnach die Ursache aller Orkane, Hitzewellen und Überflutungen. Die natürlichen Einflußgrößen werden deshalb zumeist vernachlässigt, weil sich aus ihnen keine politökonomische Handlungsagenda ableiten läßt.
Gegen solche Komplexitätsreduktion wendet sich der Ingenieur im Ruhestand Norbert Patzner. Er schließt sich einer langen Reihe von Autoren an, die von dem ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten Václav Klaus bis zu den Mitgliedern der Denkfabrik EIKE reicht und dem Motto folgt: „Nicht das Klima ist gefährdet, sondern die Freiheit!“
Patzners Schrift ist deshalb so lesenswert, weil sie mit fundierten wie verständlichen Argumenten Zweifel an der These vom primär anthropogenen Klimawandel artikuliert; die Irrwege der deutschen Energiepolitik werden klar benannt. Alle wesentlichen Bereiche des „Klimaparadigmas“ berücksichtigt der Autor, darunter das in jedem Smalltalk über den Klimawandel fast unvermeidliche Thema der Gletscherschmelze. Es muß herhalten als besonders sicheres Indiz für die menschengemachte Erderwärmung. Indessen schmolzen aber etliche bekannte Gletscher schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der CO2-Ausstoß noch außerordentlich gering war.
Weiterhin scheut der Autor nicht zurück, einige der politischen, ökonomischen und sonstigen Facetten der oft von hysterischen Untertönen begleiteten Globalkontroverse hervorzuheben. Auch um die von manchen als heikel empfundenen Themen Große Transformation, Neue Weltordnung und die mit dem der Umverteilung des Weltvermögens verbundenen Wohlstandsverluste macht er keinen Bogen. Ein besonders dunkles Kapitel einer angeblich so freien Gesellschaft wie der unseren ist die weitgehende Gleichschaltung der Medien. „Klimaleugner“ – so unsinnig der Begriff ist – dürfte noch die vornehme Variante der Verleumdung sein, in jüngster Zeit hört man vermehrt sogar die Diffamierung „Klimarassismus“.
Ein noch düstereres Kapitel stellt die gerade in den letzten Jahren immer unverhohlener propagierte Gewalt, etwa seitens der „Klimakleber“ dar; zudem ist die in vielen ökologischen Debatten hervortretende Menschenfeindlichkeit unübersehbar. Ein Demozid als extreme Lösung wird zumindest diskutiert. Patzner schließt mit einer interessanten Betrachtung über verschiedene Energiequellen. Das Buch zählt zu den wichtigsten Aufklärungsschriften, die in den vergangenen Jahren zur Problematik erschienen sind.
Norbert Patzner: Das Ende der liberalen Demokratie? Die Feinde der Freiheit haben die Klimakrise entdeckt. Novum Verlag, München 2023, gebunden, 466 Seiten, 28,10 Euro