Handball ist eine faszinierende Sportart: rasant, torreich und körperbetont. Allerdings drohte die Bundesliga ein wenig in Langeweile zu ersticken. In den vergangenen 30 Jahren wurde der THW Kiel 20mal Deutscher Meister. Damit ist er so etwas wie der FC Bayern München des Handballs. Die Fußballer aus dem Freistaat brachten es im selben Zeitraum auf 21 Titel.
Während nicht wirklich viel dagegen spricht, daß die Bayern im Sommer wieder oben stehen, sieht es im Handball diesmal ganz anders aus. Der THW liegt aktuell bei 8:8 Punkten und dümpelt im Mittelfeld der Tabelle herum. Dazu muß ich sagen, daß die Schleswig-Holsteiner schon gegen die Spitzenteams Flensburg, Magdeburg und Melsungen ranmußten – und immer verloren. Aber am Wochenende konnten sogar die Underdogs aus Leipzig den Rekordmeister bezwingen.
Der Rückstand auf Tabellenführer Füchse Berlin, der alle neun Saisonspiele gewann, beträgt nun bereits zehn Zähler. Und Kiel hat nach dem ersten Viertel der Saison schon etwa so viele Minuspunkte auf dem Konto wie in den Jahren zuvor nach 34 Spieltagen. Der Meister, egal welche Mannschaft es war, gab zuletzt immer weniger als zehn Punkte ab. Die Handball-Fans können sich also darauf einstellen, daß die Dominanz des THW erst einmal vorbei ist. Jedenfalls in der Bundesliga. Das Erstaunliche: In der Champions League dominiert der Verein weiter und gewann dort bisher alle vier Spiele – unter anderem gegen die Handballmacht Kielce aus Polen. Das spricht für die Stärke der deutschen Eliteklasse. Oder dafür, daß Kiel die Bundesliga nicht mehr so ernst nimmt. Ach, wäre das schön, wenn eins von beiden auch beim FC Bayern der Fall wäre.