Erlaubnis für Wolfsabschuß: „Kompliziert aus Prinzip“
BERLIN. Umweltministerin Steffi Lemke will den Wolfsschutz einschränken. Für Tierhalter sei „es ein schwerer Verlust, wenn Tiere nach einem Wolfsriß verendet auf der Weide liegen“, erklärte die Grünen-Politikerin. „Ich habe daher den Bundesländern einen Weg vorgeschlagen, um Wölfe nach Rissen auf Weidetiere schneller und unkomplizierter abschießen zu können.“ Sobald es trotz Herdenschutzmaßnahmen zu einem Übergriff auf Weidetiere in Gebieten mit erhöhtem Rißvorkommen komme, könne „nach Erhalt der Abschußgenehmigung 21 Tage lang im Umkreis von 1.000 Metern um die Weide ein Wolf geschossen werden“. Die DNA-Analyse werde weiterhin durchgeführt, um zu klären, ob der richtige Wolf getroffen wurde. Die Freien Bauern sehen darin nur ein Ablenkungsmanöver: Die Ministerin verweigere die Übernahme von Artikel 16 (1) der FFH-Richtlinie ins deutsche Naturschutzrecht, wodurch Wölfe in Siedlungs- und Viehweidennähe grundsätzlich bejagt werden können, kritisierte Marco Hintze, Vizesprecher der Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe. „Ein Raubtier, das am Tag drei Kilo Fleisch frißt, über zwei Meter hohe Zäune springt und bis zu zwanzig Kilometer läuft, würde ich als unkompliziert bezeichnen. Frau Lemke ist kompliziert aus Prinzip, weil sie nichts ändern will.“ (fis)
Eßkultur in Deutschland entwickelt sich rasant weiter
BONN. Laut einer Forsa-Telefonumfrage für das Landwirtschaftsministerium (BMEL) unter 1.000 Bundesbürgern essen nur 20 Prozent der Befragten täglich Fleisch. 2015 seien es noch 34 Prozent gewesen. Gleichzeitig sei der Anteil jener gestiegen, die jeden Tag zu vegetarisch-veganen Alternativen griffen: „2020 lag er bei fünf Prozent, nun bei zehn Prozent.“ 71 Prozent konsumierten täglich Obst und Gemüse, 58 Prozent Milchprodukte. Für immer mehr Verbraucher sei „Nachhaltigkeit wichtig: Sie wollen wissen, welche Zutaten im Essen stecken und daß es umwelt- und klimaschonend hergestellt wird“, erklärte BMEL-Chef Cem Özdemir bei der Vorstellung des „Ernährungsreports 2023“. Dazu passe, daß Fleisch seltener auf die Teller kommt. „Die Eßkultur in Deutschland entwickelt sich rasant weiter, daraus sollte man keinen Kulturkampf machen“, so der Grünen-Minister. (fis)
Untypischer Elektroschrott darf nicht in den Restmüll
DESSAU. Anläßlich des „International E-Waste Day“ am 14. Oktober hat das Umweltbundesamt (UBA) vor dem sorglosen Wegwerfen von „unsichtbarem“ und „untypischem“ Elektroschrott gewarnt. Es gebe einen Trend, Möbel, Kleidung, Spielzeug, Lifestyle-Produkte oder „smarte“ Gebäudeausrüstung für den Innen- und Außenbereich mit elektronischen Zusatzfunktionen, Sensoren und Akkus auszustatten. „Diese Produkte werden durch ihre fest integrierte elektrische Funktion zu Elektrogeräten, die getrennt auf dem Wertstoffhof oder im Handel zu entsorgen sind“, erläutert das UBA. Die Produkte enthielten Rohstoffe wie Gold, Silber oder Kupfer sowie gefährliche Bauteile und Stoffe wie Blei, Flammschutzmittel oder Lithium-Batterien. (fis)
Erkenntnis
„Als wir eine Synthese für Chinin – ein Molekül, das wegen seiner fiebersenkenden und antiparasitären Wirkung in Arzneimitteln verwendet wird – entwickelt haben, mußte ich an die Barcarolle in Fis-Dur, op. 60 von Frédéric Chopin denken. Wie die Melodie wirkt das Molekül zunächst banal, zeichnet sich aber durch seine vielen kleinen Details aus.“
Nuno Maulide, portugiesischer Pianist und Chemieprofessor an der Universität Wien