Wer in diesem Jahr noch zu keiner Hochzeitsfeier eingeladen war, der kann das Versäumte jetzt im Kino nachholen: In der Komödie „Ein Fest fürs Leben“ geht es über die gesamte Spieldauer einzig um die Hochzeit des Traumpaars Leonie (Mira Benser) und Lasse (Ulrich Brandhoff) in einem idyllischen Schloßpark.
Der deutsche Komödiant Christoph Maria Herbst („Stromberg“) ist in der Hauptrolle zu sehen. Er spielt Dieter Salzmann, den Chef eines kleinen Unternehmens für die Organisation von Festlichkeiten, der sich im Verlauf der 24 Stunden, die der Film erzählt, einer Herausforderung nach der anderen zu stellen hat: Der egozentrische Ersatzsänger Steve (Marc Hosemann) treibt Dieters Assistentin Jella (Cynthia Micas) zur Weißglut, Fotograf Marcel (Jörg Schüttauf) ist mehr am Buffet interessiert als an seiner Arbeit, und der Bräutigam ist ein selbstverliebter Geck, der beharrlich Sonderwünsche äußert.
Den Dialogen fehlt es häufig an Schärfe, Brillanz und Witz
Außerdem hat die unbeherrschte Jella einen Problemkellner eingeschleust: Uwe, den mittellosen Freund ihrer Schwester, der leider nicht über die dringend nötige Vorbildung verfügt. Der Blondschopf kann nicht mal Sardellen von Salmonellen unterscheiden. Da er mit einem nicht vorzeigbaren Bart zur Arbeit erschienen ist, stöpselt er die Außenstromversorgung um, damit er sich heimlich rasieren kann, und ruiniert so die für das Galadiner vorgesehene Kühlware. Die albernen Barockperücken, die alle Bediensteten tragen sollen, lösen Arbeitnehmerproteste aus. Händeringend versucht Dieter, alle drohenden Katastrophen von der Hochzeitsgesellschaft fernzuhalten, und schwört seine Truppe immer wieder auf das Firmenmotto „Ein Team ohne Spannungen, in Harmonie und mit Respekt“ ein, das verdächtig nach Olaf-Scholz-Krisenbemäntelungsrhetorik klingt.
Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst scheint derzeit abonniert zu sein auf Neuaufgüsse französischer Erfolgsfilme für das deutsche Publikum. War mit „Der Vorname“ (2018) nach dem französischen Film „Le Prénom“ (2012) und „Contra“ (2021), der Neufassung der französischen Komödie „Die brillante Mademoiselle Neïla“(2017), noch jeweils ein respektabler Wurf gelungen, ist Regisseur Richard Hubers deutsche Version von „Das Leben ist ein Fest“ (2012) kein so gelungener Versuch, den Erfolg eines französischen Originals in deutschen Landen zu wiederholen. „Ich habe den französischen Film ‘Das Leben ist ein Fest’ vor sechs Jahren gesehen“, so der Kinodebütant im Gespräch über die Motivation zu dem Film. „Er ist mir in Erinnerung geblieben, weil es eine Komödie ist, die mich berührt. Weil ich auch aus Frankreich stamme und das ein großer Teil meines Lebens ist, wollte ich diese Geschichte neu erzählen.“
Daß die Neuerzählung nicht voll überzeugt, liegt erstens daran, daß der Film als Ensemblestück lediglich Schauwerte auf Fernsehfilmniveau zu bieten hat. Schwerer wiegt zweitens, daß die vom Regisseur selbst geschriebenen Dialoge selten die Schärfe, die Brillanz und den Witz haben, die nötig sind, um mit einer auf die Ereignisse eines einzigen Tags beschränkten Handlung wirklich Furore machen zu können. Ein dritter Schwachpunkt ist das sozialromantische Kitschbild, zu dem Huber die „divers“ zusammengesetzte Hochzeits- und Hochzeitsplanergesellschaft in einem arg aufgesetzt wirkenden musikalischen Finale vereinigt.
Wie man die Idee, einem „Wedding Planner“ bei der Arbeit zuzusehen, durch einen etwas größeren Fokus zu einem famosen Filmabenteuer aufmöbeln kann, zeigte der gleichnamige Film von 2001 mit Jennifer Lopez als Hochzeitsplanerin in Liebesturbulenzen. Immerhin: Solche Turbulenzen gibt es auch hier. Dieter hat ständig seine Frau Jutta an der Strippe, die sich eine Beziehungspause genommen hat, und sein Schwager Florian (Johannes Allmayer), von Dieter als Aushilfskellner engagiert, entdeckt, daß Leonie, die Braut, eine alte Freundin ist, die ihm vor einiger Zeit leider durch die Lappen ging. Als ehemaliger Lehrer sorgt Florian auch dafür, daß mit Goethe, Schiller und Rilke wenigstens etwas Niveau in die ganze Veranstaltung kommt.