Das Label Berlin Classics des Edel-Konzerns hat das Erbe des VEB Deutsche Schallplatten der DDR übernommen. Für dessen Label Eterna hatte der Tenor Peter Schreier mit dem Pianisten Norman Shetler zwischen 1972 und 1974 auf fünf Schallplatten Lieder von Robert Schumann eingespielt. Die Aufnahmen erscheinen zwar nicht das erste Mal zusammengefaßt auf CD, wie es die Eigenwerbung von Berlin Classics insinuiert, aber zum ersten Mal in originaler Anordnung und mit den originalen Schallplattenhüllen der Eterna-Edition versehen.
Um die großen Zyklen Dichterliebe op. 48, Liederkreis op. 24 und 39 und die Kerner-Lieder op. 35 gruppiert sich eine Auswahl von Liedern, die Schreiers lyrischer Stimme und Mentalität liegen. Die schönsten erklingen in kunstvoller Natürlichkeit, als könnten sie nie anders gesungen werden als hier.
Alle magischen Momente unbenommen, geht Schreiers Charakterisierungskunst oft, vielleicht zu oft, nur nach innen, gerät ihm das Auswendige nur äußerlich. Wo sich das Ich der Lieder empört oder in bitterer Ironie ergeht, da klingt sein Sänger ganz echauffiert, aufgeregt, aber nicht erregt – und selten aufregend.
Denn Schreier war – und bleibt für immer! – der großartige Sänger des Inwendigen in allen Farben und Schattierungen. Er bewegt sich auch in den dunkelsten Zeilen der Gedichte und Lieder unverwundbar, er verwahrt sie sicher, aber er erliegt ihnen nicht. In Schreiers Singen und Shetlers Spiel ist viel Traurigkeit ob einer Erlösung, die unerkannt vorübergegangen ist.
Schumann-Lied-Edition Berlin Classics 2023-09-18