Mit der doppeldeutigen Überschrift „Wir brauchen das System!“ wirbt die Medienwissenschaftlerin Barbara Thomaß (Uni Bochum) für eine Erhöhung der aktuell bei 18,36 Euro liegenden Rundfunk-Zwangsgebühr. Die „Senior-Forscherin“ sieht sich zu ihrem Alarmruf durch „populistische Angriffe“ auf das derzeit für 2025 bis 2028 laufende Beitragsfestsetzungsverfahren provoziert. Das deute für sie darauf hin, wie stark die für die Abschaffung der „Demokratieabgabe“ eintretende AfD schon jetzt die deutsche Rundfunkpolitik präge. Denn zwei Ministerpräsidenten, Dietmar Woidke (SPD) in Brandenburg und Reiner Haseloff (CDU) in Sachsen-Anhalt, hätten sich nun klar gegen eine Erhöhung gestellt, vier weitere Landesregierungen würden ebenfalls ein Einfrieren der GEZ-Beitrags erwägen. Damit gingen sie der „AfD auf den Leim“, mitten in einer kritischen Lage, in der die langfristige Sicherung öffentlich-rechtlicher Medien angesichts des „Erstarkens rechter Einstellungen so wichtig ist wie noch nie“. Offenbar hat die Professorin lange keinen Blick mehr ins Programm eines der „besten Rundfunksysteme der Welt“ geworfen. Sonst wäre ihr der schreiende Widerspruch wohl aufgefallen zwischen ihrem Aufruf zum faktisch längst vom ÖRR ausgefochtenen „Kampf gegen Rechts“ und ihrem verblendeten Beharren darauf, daß allein die „gutes Geld“ kostenden Fachkräfte in den ÖRR-Redaktionen die politische Ausgewogenheit, die lebendige Debatte und die „meinungsmäßige Vielfalt“ gewährleisten, die „demokratiegefährdende Spaltungen der Gesellschaft“ verhinderten (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 9/2023).