Terroranschläge in Frankreich und Belgien
Brüssel/Arras. Nach einem Terroranschlag in Brüssel hat die belgische Polizei den Verdächtigen am vergangenen Dienstagmorgen erschossen. Das bestätigte Belgiens Innenministerin Annelies Verlinden (Christdemokraten). Demnach handelt es sich bei dem Toten um Abdesalem L. Die Fingerabdrücke des Toten bestätigten das. Zudem habe man bei dem Tunesier die Tatwaffe gefunden. Im Zentrum von Brüssel hatte es am Montagabend ein islamistisches Attentat gegeben. Ein Mann, der laut belgischen Medien „Allahu Akbar“ („Gott ist am größten“) rief, erschoß zwei Menschen, ein weiterer wurde schwer verletzt. In sozialen Medien hatte er sich dazu bekannt, „Ungläubige zu töten“ und „Muslime zu rächen“. Bei den Opfern handelt es sich um Schweden, die wegen des EM-Qualifikationsspiels zwischen Belgien und Schweden angereist waren. Laut dem Sprecher der belgischen Bundesanwaltschaft, Eric Van Duyse, konzentrierten sich die Ermittlungen auf „ein mögliches terroristisches Motiv“. Brüssel hat die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen – zum ersten Mal seit fünf Jahren. Die Innenstadt wurde weiträumig abgesperrt. Bei Abdesalem L. soll es sich laut belgischen Medienberichten um einen 45jährigen Tunesier aus dem Brüsseler Stadtteil Schaarbeek gehandelt haben. Dort haben Polizisten den Mann auch erschossen. In der Nacht zuvor hatte es einen fast dreistündigen Polizeieinsatz gegeben. Abdesalem L. nannte sich in den sozialen Medien Slayem Slouma. Unter diesem Namen bekannte er sich in einem kurzen Video zu der Tat. Bereits in seinem Heimatland soll er wegen nicht näher bezeichneter Terror-Delikte vor Gericht gestanden und sich illegal in Belgien aufgehalten haben. Der Attentäter war bis zum Dienstagmorgen trotz Großfahndung der belgischen Polizei noch auf der Flucht. Die Schüsse feuerte er am Montag gegen 19.15 Uhr ab. Zahlreiche Rettungsdienste waren im Einsatz, sie konnten aber nur eines der drei Opfer retten. Diese trugen schwedische Nationaltrikots und waren somit leicht erkennbar. Van Duyse betonte: „Die schwedische Staatsangehörigkeit der Opfer wurde als wahrscheinliches Motiv für die Tat angegeben. Zum jetzigen Zeitpunkt deutet nichts auf einen möglichen Zusammenhang mit der israelisch-palästinensischen Situation hin.“ Nach Koran-Verbrennungen in Schweden hatte die Regierung in Stockholm auch vor Angriffen auf ihre Bürger im Ausland gewarnt. Auch die Sicherheitsmaßnahmen rund um das König-Baudouin-Stadion waren gestern Abend verschärft worden. Erst gegen Mitternacht konnten die ersten Besucher die Arena verlassen. Am vorangegangenen Samstag hatte auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron – einen Tag nach dem Terroranschlag in der nordfranzösischen Stadt Arras – die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. 7.000 Soldaten wurden mobilisiert, sie sollen Stadtzentren und Touristenattraktionen in ganz Frankreich bewachen. Hintergrund ist die Tötung eines Lehrers in Arras am Tag zuvor. Ein 20jähriger ehemaliger Schüler, der 2008 aus Tschetschenien nach Frankreich gekommen war, hatte ihn erstochen. Zwei weitere Personen – ein Koch der Schulkantine und ein anderer Lehrer – waren schwer verletzt worden. Der Tatverdächtige soll ebenfalls „Allahu Akbar“ gerufen haben. Die zuständigen Sicherheitsbehörden bestätigten das nicht, teilten aber mit, daß er bereits als islamistischer Gefährder im Visier der Polizei gewesen sei. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin sagte mit Blick auf den Anschlag, es gebe „zweifellos einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen im Nahen Osten und der Tat“. (hpr/ho/fh/st)