© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/23 / 13. Oktober 2023

Blick in die Medien
Der Film zur Krise
Tobias Dahlbrügge

Angesichts des afrikanischen Ansturms auf Europa ist dieser Tage wieder viel vom „Heerlager der Heiligen“ die Rede. Jean Raspails dramatisches Buch von 1973 über die Invasion von einer Million Inder in Frankreich gilt seit 2015 als prophetische Vorausahnung der „Flüchtlingskrise“.

Doch auch schon 1990 nahm ein Skript das Szenario der Masseneinwanderung vorweg – ein Vierteljahrhundert bevor die deutsche CDU-Kanzlerin Merkel es verwirklichte und es sich seitdem ständig wiederholt: Der BBC-Fernsehfilm „The March“ (Der Marsch) erzählt die Geschichte einer afrikanischen Völkerwanderung über das Mittelmeer an Spaniens Küste. Das Drehbuch schrieb der Brite Michael Nicholson, unter anderem Dokumentarfilmer für die BBC und Co-Autor von „Gladiator“ (2000). Regie führte BBC-Programmdirektor David Wheatley.

Jean Raspail hat seinerzeit den Filmemachern vorgeworfen, bei seinem Werk abgekupfert zu haben.

Die Handlung: Der Moslem Isa will mit 250.000 klimawandelgeplagten Afrikanern aus dem Sudan nach Europa übersetzen. Sein unterkomplexes Motto: „Wir sind arm, weil ihr reich seid!“ Ihm gegenüber steht die naiv-idealistische und überforderte Entwicklungs-Kommissarin der Europäischen Gemeinschaft Claire. Die Irin sagt in schönstem Gutmenschen-Stereotyp: „Wir brauchen euch, wie ihr uns braucht. Wir können nicht weitermachen, wie bisher. Ihr könnt uns helfen, die Zerstörung aufzuhalten, die wir anrichten. Aber wir sind noch nicht bereit für euch, ihr müßt uns noch mehr Zeit geben.“ Daran denkt die Invasionsarmee allerdings gar nicht, sondern erobert den iberischen Strand. Bemerkenswerte Volte im Drehbuch: Ein schwarzer US-Präsident nutzt die afrikanische Armada als Wahlkampfmunition. Im Film stoppen Soldaten gewaltsam den weiteren Vormarsch ins Landesinnere. Und heute?

Die Autoren erklärten später, sie hätten ihre Fiktion absichtlich überzeichnet, um für mehr Engagement und Entwicklungshilfe zu werben. Also die typisch linke „Wir sind schuld“-Selbstgeißelung, als seien die Afrikaner vollkommen unverantwortlich und unmündig. Raspail hat seinerzeit den Filmemachern vorgeworfen, Passagen aus seinem Werk abgekupfert zu haben. Die BBC-Autoren entgegneten, Raspails Buch sei ihnen nicht bekannt gewesen.