© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/23 / 13. Oktober 2023

Pro-Palästina-Stimmen aus Linken und Moslemischen Milieus
Bei den jüngsten Anschlägen auf Israel starben über 900 Menschen. Für Linke und Moslems in Deutschland ist das teils ein Grund zum Jubel. Eine Fallsammlung.

Am Montag abend zogen einige hundert Demonstranten durch Berlin und feierten den Anschlag. Auf einer Demo in Duisburg bedrängten Moslems ein Kamerateam und versuchten, Gegendemonstranten zu attackieren. Für Mittwoch ist eine weitere Demo geplant. Die beiden Künstler Reza Afisina und Iswanto Hartono des umstrittenen Kollektivs „ruangrupa“, das im vergangenen Jahr die Ausstellung documenta 15 in Kassel kuratierte und wegen zahlreicher antisemitischer Werke in die Kritik geriet, likten einen Beitrag, in dem Demonstraten angesichts der Anschläge „Palestine Will be Free!“ rufen. Die Rapperin Nura (bürgerlich Nura Habib Omer) hatte am Wochenende wenige Stunden nachdem die Hamas Israel überfallen und Hunderte Menschen ermordet hatte bei Instagram einen Screenshot ihres Musikvideos mit dem Slogan „Free Palestine“ veröffentlicht. Clan-Chef Arafat Abou-Chaker teilte am Samstag in seiner Instagram-Story einen Post, auf dem eine Karte Israels mit zahlreichen Markierungen versehen ist, die Orte zeigen, an denen Raketen der Hamas eingeschlagen sein sollen.

„Was gerade in und um Gaza herum passiert, zeigt, daß es niemals absolute Sicherheit geben wird. Diese gibt es nur durch Frieden, Gerechtigkeit und ein Ende der Besatzung.“

Kerem Schamberger, Kurden-Sympathisant, „Kommunist“ und macht Öffentlichkeitsarbeit bei der Hilfsorganisation medico international in München, im bayrischen Verfassungsschutzbericht namentlich erwähnt, am 7. Oktober

„Unzählige deutsche Nationalisten kreischen und zetern gerade um ihre verlorenen Siedlungskolonien an der Nahostfront. Das ist so schön.“

Ramsy Kilani, „Marxist“, am 7. Oktober

„15:00 Berlin Sonnenallee: TV-Team im Auftrag von Welt TV wird gerade angegangen und gezwungen, Videoaufnahmen zu löschen. Das TV-Team hatte Interviews mit #Samidoun-Süßigkeitenverteilern  geführt. Hand vor die Kamera durch Umstehende.“

Jörg Reichel, Journalist von der deutschen Journalisten Union am 7. Oktober

„Nach mehr als 75 Jahren der Besetzung, Tötung und Vertreibung des palästinensischen Volkes ist die entschlossene Reaktion des Widerstands eine natürliche Reaktion auf diese Verbrechen auf dem Weg zur Befreiung und Rückkehr. Es lebe ein freies und stolzes arabisches Palästina vom Fluß bis zum Meer. Es lebe der palästinensische Widerstand.“

Samidoun Deutschland, Netzwerk „für die Verteidigung palästinensischer Gefangener“. „Für die Befreiung Palästinas, vom Fluß bis zum Meer“. Ließ am 8. Oktober Süßigkeiten auf der Berliner Sonnenallee verteilen. 

„Gewalt gegen PalästinenserInnen kennt keine Grenzen. Die Unterstützer des zionistischen Regimes sind überall eifrig damit zugange die Rechte palästinensischer Menschen zu verletzten.“

Palästina Spricht, feministische antirassistische politische Gruppierung zum Polizeieinsatz am 8. Oktober in der Sonnenallee in Berlin“, am 8. Oktober

„Wir verurteilen die jüngsten Angriffe der Hamas auf Zivilisten und rufen dazu auf, sofort die Gewalt zu beenden. Damit nicht noch mehr Opfer in der Zivilbevölkerung beklagt werden, müssen alle Seiten jetzt die Kampfhandlungen sofort einstellen. Zutiefst verstörend ist, daß Siedler flankiert durch die israelische Armee seit zwei Jahren palästinensische Dörfer und die Al-Aqsa Moschee angreifen, ohne daß die internationale Gemeinschaft eingreift. Deutsche Juden und Muslime dürfen sich durch die jüngste Gewaltspirale im Nahen Osten nicht auseinanderdividieren lassen. Sie sind Geschwister im Glauben an den Einen Gott und solidarisieren sich gemeinsam für den Frieden hier und im Nahen Osten.“

Zentralrat der Muslime in Deutschland, in einer Stellungnahme „zur Eskalation im Nahen Osten“, am 8. Oktober

„Daß es ein Drama ist, wenn Menschen mit europäischen Wurzeln, die in Palästina leben und verletzt werden oder sterben, aber Zigtausende Palästinenser die umgebracht werden nicht zählen, dann ist das Rassismus.“

Leon Wystrychowski, Student der Islamwissenschaften an der Universität Bochum, Autor der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Anmelder der Pro-Palästina-Demonstration in Duisburg am 10. Oktober 2023 auf selbiger Demo