Dreißig Jahre seines Lebens hat Johann Adolf Hasse das Musikleben am Dresdner Hof geprägt, insonderheit die Hofkapelle. Die Erstfassung seines Dramma per musica „L’Olimpiade“ auf ein vielvertontes Libretto von Metastasio brachte Hasse 1756 zur Uraufführung, kurz vor dem Siebenjährigen Krieg. Der Krieg ging für Sachsen verloren, der Hof ging pleite, der entlassene Hofkapellmeister ging nach Italien.
Die konzertante Wiederaufführung zu den Dresdner Musikfestspielen 1992 basierte auf der in der Sächsischen Landesbibliothek verwahrten Partitur-Abschrift. Das umfangreiche Beiheft zu dem jetzt veröffentlichten Mitschnitt enthält kundige Handreichungen der Dresdner Musikwissenschaftlerin Ortrun Landmann, Abbildungen erhaltener Vorlagezeichnungen für Requisiten, Kostümzeichnungen, Stoffproben für die Uraufführung sowie Grundrisse und Pläne von Pöppelmanns Großem Opernhaus am Zwinger und sogar einen Sitzplan des Orchesters im Opernhaus gemäß Hasses Disposition.
Aber die Stärken der Sächsischen Landesbibliothek waren 1992 nicht die Stärken der Cappella Sagittariana, die aus der Dresdner Kapelle hervorgegangen war. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Frieder Bernius, mit dem Kammerchor Stuttgart und einem gediegenen Solistenensemble tasten sie die um ihre Kürzungen nur verlängerte Seria nach der eigenen, der Dresdner Tradition ab, als gälte es, archivalische statt aktuelle Interessen zu bedienen. Die Verlebendigung der Barockoper hatte zu DDR-Zeiten nicht eben in Dresden stattgefunden.
Johann Adolf Hasse L‘Olimpiade Profil Edition Günter Hänssler 2023