Als Mitbegründer und Vorsitzender des Deutschen Bundes Heimatschutz gehörte der Architekt Paul Schultze-Naumburg (1869–1949) zu den heute vergessenen Köpfen einer „rechten Umweltbewegung“. Ihm sei es, wie die Historiker Jörg Dittus und Reinhard Falter in ihrer kritischen Sichtung von Leben und Werk des wegen seines NS-Engagements nach 1945 Verfemten betonen, nicht wie den heutigen Öko-Aktivisten, nur um Schadstoffwerte gegangen, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Umwelt, auch den Menschen und seine Kulturleistungen, Tier und Pflanze, Stadt und Land, am konservativen Maßstab vom Wertvollen und Schönen neu ausrichtete. In seinem publizistischen Kampf gegen die enthemmte kapitalistische Ausbeutung von Mensch und Natur sei dieser Lebensreformer jedoch in den 1920ern vom ursprünglichen Konzept abgewichen, Bewußtseinswandel durch Erziehung zu bewirken, um die Zerstörung gewachsener Kulturräume aufzuhalten. Schultze-Naumburg sei an der „Bildungsfähigkeit des deutschen Menschen“ verzweifelt, weil die Arbeit des Heimatschutzbundes gegen modernen „Kulturverfall“ kaum zu fruchten schien, was er sich mit der „übermäßigen Vermehrung der Unschöpferischen und Schönheitsarmen“ erklärte. Auf die Zunahme dieser „Minderwertigen“ in der Bevölkerung sei zurückzuführen, „daß unsere gesamte Umwelt immer trüber und häßlicher wird“. Aufgrund dieser Überzeugung von der Macht der Gene, die durch Umwelterziehung nicht zu brechen sei, habe Schultze-Naumburg sich der NSDAP und ihrer Rassenpolitik zwecks Reduzierung der „Minderwertigen“ verschrieben (Die Kehre, 14/2023).