© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/23 / 06. Oktober 2023

Politische Kontenkündigungen
Schweigen im Walde
Moritz Schwarz

Das hat AfD-Chef Tino Chrupalla geschickt eingefädelt: Seine Einladung zum ARD-Polittalk „Hart aber fair“ vergangene Woche nutzte er, um der Fernsehnation zu verkünden, die Postbank habe sein Konto gekündigt, „weil ich AfD-Mitglied bin“. Damit führte er vielen Zuschauern, die davon wohl sonst kaum gehört hätten, vor Augen, wie hierzulande mit Oppositionellen umgegangen wird. Übrigens hätte Chrupalla gleich beim – natürlich völlig desinteressiert reagierenden – Moderator Louis Klamroth nachfragen können, ob er das nicht vielleicht dessen Kollegen zu verdanken habe? Denn ARD-Journalisten recherchieren bei Banken und Internetbezahldiensten nicht nur nach Konten „rechter“ Personen und Organisationen, sondern konfrontieren die Institute auch mit der „Frage“, wie sich das denn bitte mit den „Werten“ der Unternehmen vereinbaren ließe. 

Doch weder diese beim Bayerischen Rundfunk angesiedelte Denunziantentruppe noch Chrupallas Bekanntmachung sorgten in den etablierten Medien für nennenswerte Reaktionen: Schweigen im Walde. 

Ganz anders in Großbritannien, wo es die Kündigung des Kontos von Ex-UKIP-Chef Nigel Farage im Juli auf die Titelseiten schaffte, Regierung und Finanzministerium „besorgt“ intervenierten und der Bankchef sowie die Vorsitzende der Gruppe, zu der sie gehört, zurücktreten mußten – während bei uns kaum ein Medium, Influencer oder Politiker des alternativen Bereichs nicht schon Opfer dieser Methode geworden ist.