© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/23 / 29. September 2023

Kabinenklatsch
Kein Neuanfang
Ronald Berthold

Wenn die Fußball-Frauen so weitermachen, werden sie erneut die Olympischen Spiele verpassen. Ich kann nicht verstehen, daß der DFB immer dieselben Fehler macht. Nach dem katastrophalen Vorrundenaus der Damen bei der WM in Australien durfte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Amt bleiben – wie zuvor nach dem gleichen Debakel bei den Männern schon ihre Kollegen Jogi Löw und Hansi Flick. Daß damit nichts besser wird, hat doch jeder gesehen. Und nun sieht es jeder bei den Frauen. Das erste Qualifikationsspiel nach der Katastrophen-WM ging prompt verloren. Voss-Tecklenburg hat sich zwar seit Monaten krank gemeldet, aber ihre Co-Trainerin Britta Carlson reitet dasselbe tote Pferd mit derselben Taktik. Nicht einmal gegen Dänemark kann die Mannschaft damit noch gewinnen. Der DFB beläßt die Bundestrainerin einfach im Amt, auch wenn sie so angeschlagen ist, daß sie die Elf nicht trainieren kann. Trotzdem wurde der „Neuanfang“ ausgerufen. Ein „Neuanfang“ ohne neuen Trainer ist doch aber ein Witz. Der DFB setzt die wichtigste Regel im Fußball außer Kraft – und fällt stets auf die Nase. Und natürlich lief Kapitänin Alexandra Popp wieder mit der Regenbogenbinde auf – auch kein Neuanfang. Glück zu bringen scheint dieses Ding irgendwie keinem – weder den Männern noch den Frauen. Und die Treue zu einem Trainer (m/w/d) nach vergeigter WM erst recht nicht. Voss-Tecklenburg hatte es schon vor vier Jahren nicht geschafft, die Frauen zu Olympia zu führen. Trotzdem durfte sie auch noch bei der WM versagen und jetzt wieder weitermachen. Ich bin nur noch traurig, wie der DFB unseren einst schönen deutschen Fußball absichtlich auf allen Ebenen ruiniert.