Nach dem Sturz des Diktators Siad Barre im Januar 1991 verwandelte sich Somalia sehr schnell in einen gescheiterten Staat. Das resultierte nicht zuletzt aus dem Bürgerkrieg zwischen unzähligen Warlords, Clans und Milizen, in dessen Verlauf der Oberkommandierende der ehemaligen Rebellenorganisation Vereinigter Somalischer Kongreß, Mohamed Farah Aidid, zum entscheidenden Protagonisten aufstieg und eine eigene Kampftruppe namens Somalische Nationale Allianz (SNA) aufstellte. Diese operierte bald auch gegen die Angehörigen der UN-Friedenstruppen, welche im Rahmen der Missionen Unosom I und II versuchten, die Lieferung von Nahrungsmitteln für die Opfer der verheerenden Hungersnot in Somalia abzusichern und darüber hinaus stabile Verhältnisse im Lande zu schaffen.
Aidid befürchtete, bei der Wiederherstellung der staatlichen Ordnung in Somalia an Macht und Einfluß zu verlieren, daher sabotierte er jegliche Waffenstillstandsbemühungen und die Versorgung der Hungernden. Das gipfelte am 5. Juni 1993 im Tod von 24 pakistanischen UN-Soldaten durch einen Angriff von SNA-Leuten. Daraufhin setzten die USA, welche seit Dezember 1992 mit einigen tausend Mann in Somalia präsent waren, 25.000 Dollar Kopfgeld auf Aidid aus. Der freilich tauchte unter, woraufhin alternativ zwei seiner engsten Vertrauten namens Omar Salad Elmi und Abdi Hassan Awale in den Fokus gerieten.
Größte Niederlage für US-Army seit Ende des Vietnamkriegs
Am Morgen des 3. Oktober 1993 meldete ein lokaler Informant der CIA, daß sich die beiden Gesuchten um 15 Uhr in einem Haus nahe dem Hotel Olympic im Bakara-Bezirk von Mogadischu zu Gesprächen treffen wollten. Daraufhin befahl der Oberkommandierende der aus Angehörigen der Delta Force und US Army Rangers bestehenden Task Force Ranger, Generalmajor William Garrison, die Operation Gothic Serpent zur Ergreifung von Elmi und Awale. Dabei war folgender Ablauf geplant: Vier Teams der Delta Force sollten sich aus Hubschraubern auf das Dach des Gebäudes abseilen und die Zielpersonen festnehmen, während parallel eingeflogene Army Ranger das Umfeld am Boden absicherten. Anschließend würde dann ein Fahrzeugkonvoi die Gefangenen und alle abgesetzten US-Soldaten zum Stützpunkt zurückbringen.
Dieser Plan hatte allerdings einige Tücken. So wußte die SNA aufgrund sechs vorheriger Angriffe, wie die Amerikaner vorgehen; außerdem fehlte hinreichender Feuerschutz aus der Luft, und die übrigen UN-Kontingente vor Ort aus Malaysia und Pakistan, welche über schwerere Waffen sowie Panzer verfügten, waren nicht in das Vorhaben eingeweiht. Daher kam es, wie es kommen mußte: Zwar gelang die Festnahme und das Verladen von Aidids Männern, jedoch attackierte die Miliz den Konvoi anschließend mit russischen Panzerfäusten vom Typ RPG, wodurch zwei Fahrzeuge zerstört und vier Insassen getötet wurden.
Doch damit nicht genug. Gegen 16.20 Uhr schoß die SNA kurz nacheinander noch zwei der Transporthubschrauber für die Ranger vom Typ Sikorsky UH-60 Black Hawk ab, wobei sie wiederum RPGs einsetzte. Danach eskalierte die Lage an den Absturzstellen. Während die US-Soldaten versuchten, die Opfer und Überlebenden zu bergen, attackierten Milizionäre und auch zahlreiche aufgeputschte Zivilisten die Männer, von denen bei den Scharmützeln einige weitere getötet wurden, während zugleich auch bis zu tausend Somalis im Kugelhagel starben.
Bei Anbruch der Dunkelheit kämpften immer noch 99 GIs in den Straßen von Mogadischu, weswegen Garrison bei den Malaysiern und Pakistanis um Hilfe nachsuchte, woraufhin die einen Konvoi zur Rettung der Bedrängten mit vier Kampfpanzern vom Typ M48 Patton und 28 gepanzerten Condor-Mannschaftstransportern aussandten. Damit wendete sich das Blatt, dennoch kostete die sogenannte Schlacht von Mogadischu 18 US-Soldaten und einen Angehörigen des malaysischen UN-Kontingents das Leben, womit die Streitkräfte der Vereinigten Staaten ihre bislang größte Niederlage seit dem Ende des Vietnamkrieges erlitten.
Das Scheitern der Mission, welches 2001 in dem Film „Black Hawk Down“ von Ridley Scott nachgestellt wurde, zeitigte weitreichende Folgen. Die Bilder von den durch die Straßen Mogadischus geschleiften nackten Leichen der beiden US-Scharfschützen Gary Ivan Gordon und Randall Shughart bewirkten ein abruptes Ende der öffentlichen Unterstützung für die humanitäre Mission in Somalia: Der Mob habe „nicht besonders hungrig“ ausgesehen, sagte ein Senator stellvertretend für die meisten seiner Landsleute. Daraus resultierten der Rückzug der US-Soldaten auf Befehl von Präsident Bill Clinton sowie das sang- und klanglose Ende der Unosom-II-Mission. Ebenso sorgte das Mogadischu-Trauma dafür, daß sich die USA und die UN in den Folgejahren gegen ein robustes Eingreifen in die Bürgerkriege auf Haiti sowie in Ex-Jugoslawien und Ruanda entschieden, was wohl mehr als eine Million Menschen dort das Leben kostete. Des weiteren wurde der al-Qaida-Führer Osama bin Laden vom Vorgehen der Aidid-Milizionäre inspiriert: Diese führten ihm vor Augen, wie verletzlich die USA sein konnten, wenn man es richtig anstellte.
In Somalia wiederum ging der Bürgerkrieg weiter, wobei neben Aidid auch die Warlords Ali Mahdi Mohammed, Osman Ali Atto, Mohamed Qanyare Afrah und Musa Sudi Yalahow mitmischten. Aidid starb dann allerdings im August 1996 an einer Schußverletzung. Heute ist Somalia als zusammenhängendes Staatsgebilde faktisch nicht mehr existent, denn es besteht nun aus einem Flickenteppich autonomer oder offen sezessionistischer Teilregionen, in denen Stammesführer und Islamisten das Sagen haben.