Irgendwo in der tiefsten französischen Provinz, im pittoresken Baume-les-Messieurs (Bourgogne-Franche-Comté), um genau zu sein, steht ein Frauenkloster des Benediktinerordens. Unter der Leitung von Mutter Oberin Véronique (Valérie Bonneton) fristen hier vier Schwestern und die Praktikantin Gwendoline (Louise Malek) das von der Benediktinerregel vorgesehene karge Dasein. Eine von ihnen hat sogar ein lebenslanges Schweigegelübde abgelegt.
Heimlich träumt man hinter den Klostermauern gleichwohl von einer einträglich sprudelnden Geldquelle, aber natürlich nur aus Nächstenliebe: Die Nonnen haben es sich zur heiligen Mission erkoren, den bedürftigen Insassen eines maroden Altersheims ein schöneres Leben zu verschaffen. Doch woher die dazu nötigen Geldmittel nehmen und nicht – was ja neben der Ordensregel auch die Zehn Gebote untersagen – stehlen? Der Sensationsfund eines ortsfremden Edelweiß-Blümeleins hat sich schon mal nicht als der erhoffte Geldsegen erwiesen.
Das Klosterleben dient lediglich als Folie für Scherz und Satire
Beim Buhlen um Unterstützung fällt der Blick der bescheiden lebenden Damen auf ein Plakat, das dem Gewinner eines Radrennens 25.000 Euro in Aussicht stellt. Allerdings bleiben nur drei Wochen Zeit, um die Nonnen rechtzeitig in Form zu bringen. Nachdem die vermeintlich schwersten Konkurrenten infolge eines mutmaßlich gottgewollten Unfalls aus dem Rennen sind, steigen jedoch die Chancen für die untrainierten Schwestern. Vor allem auf die junge Praktikantin, die ohnedies dringend von ihrer noch nicht vollständig austherapierten Mobiltelefonsucht abgebracht werden muß, setzt Mutter Oberin große Hoffnungen.
Doch dann quartieren sich höchst unwillkommene Konkurrentinnen bei den Benediktinerinnen ein, angeführt ausgerechnet von Schwester Joséphine (Sidse Babett Knudsen, bekannt geworden als dänische Regierungschefin in der TV-Serie „Borgen“). Die ist nämlich schon seit der gemeinsamen Schulzeit die erbitterte Rivalin der nicht immer ehrwürdigen Mutter Oberin und hat sie schon in der Vergangenheit in jedem nur denkbaren Wettbewerb abgehängt. Ist endlich die Zeit für die überfällige Revanche gekommen?
Schon die kurze Beschreibung des Inhalts dürfte Zweifel nähren, ob hier ein auch nur annähernd authentischer oder wenigstens respektvoller Einblick in den Alltag eines französischen Nonnenklosters gewährt wird. Und die erweisen sich leider als vollkommen berechtigt. Von der großen Ernsthaftigkeit, mit der auch heute noch Frauen ihr ganzes Leben Gott weihen und dies durch einen überaus bescheidenen Lebensstil auszudrücken versuchen, ist in dem Film von Laurent Tirard absolut nichts zu spüren. Das Klosterleben dient lediglich als Folie für Scherz und Satire, um den säkular sozialisierten Zuschauer zu unterhalten. Vornehmlich dadurch, daß er all die Vorurteile bestätigt findet, die ihn am Konzept Heiligkeit zweifeln lassen.
Daß man Humor und den Respekt vor dem Glauben durchaus miteinander verbinden kann, erwies vor drei Jahrzehnten die Klosterkomödie „Sister Act“ (1992), mit der „Das Nonnenrennen“ (Originaltitel: „Gerechter Himmel!“) jedoch nicht viel gemeinsam hat. Hier dient das Drehbuch vor allem dazu, die Bräute Christi als scheinheilig zu entlarven. Überall treten Motive zutage, die mit der Heiligkeit eines gottergebenen Lebens unvereinbar sind. Selbst die Mutter Oberin träumt in Wahrheit nur davon, als Lohn für den Sieg im Rennen dem von ihr angeschwärmten Papst in Rom ihre Aufwartung machen und mit ihm ein paar „Roman Holiday“-Tage verbringen zu dürfen. So werden die Schwestern zu bloßen Karikaturen, zu Abziehbildern eines sehr weltlichen Blicks auf die Geistlichkeit, wie man ihn von Filmschaffenden, die selbst zu Weihnachten nie eine Kirche von innen sehen, leider immer wieder präsentiert bekommt. Und das ist schade.
Das Drehbuch weist zwar einige Volten auf, die ihm den Vorwurf ersparen, lediglich einen alten Brei neu aufzuwärmen. Die Handlung entwickelt sich immer wieder anders als gedacht. Allerdings könnte das auch daran liegen, daß zu viele Köche im Skript-Brei herumgerührt haben. Offensichtlich konkurrieren beim „Nonnenrennen“ nicht nur Nonnen miteinander, sondern auch verschiedene Drehbuchideen. Mit den Figuren wird man wegen des Klamauks, der ständig im Vordergrund steht, auch nie richtig warm. So bleibt unterm Strich ein amüsanter und wenigstens jugendfreier Ensemblefilm mit einigen witzigen Einfällen, aber ohne den geringsten sittlichen, geistlichen oder sonstigen Nährwert.
Kinostart ist am 28. September 2023