Dennoch ist es drei Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid offensichtlich, daß der regierende Afrikanische Nationalkongreß (ANC) bei seiner historischen Aufgabe gescheitert ist: den Lebensstandard, den früher die weiße Minderheit genoß, auf die breite Masse der Bevölkerung zu übertragen. Er hat eher das Gegenteil erreicht, indem er den Verfall der Infrastruktur und des menschlichen Potentials, von dem eine solche Verbesserung abhängen würde, zugelassen hat. Bilder dieses Versagens gibt es überall. Eisenbahnen, mit denen meine Eltern als Kinder in die Sommerferien fuhren, liegen jetzt verrostet und verlassen da. Supermärkte verkaufen Asphalt, mit dem Autofahrer Schlaglöcher selbst auffüllen können […]. Kriminelle Banden, deren Zahl durch eine Arbeitslosenquote von über 30 Prozent in die Höhe getrieben wird, demontieren Ampeln, um sie zu verschrotten, stehlen Transformatoren aus Kraftwerken und lassen Straßen durch illegale Bergbauarbeiten einstürzen. Eskom, das nationale Strommonopol, ist so korrupt, daß die täglichen Stromausfälle inzwischen bis zu neun Stunden dauern. Vor allem seit der Regierungszeit des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma ist die Politik zu einer Plünderungsaktion verkommen, die von multinationalen Unternehmen bis hin zu lokalen Mafias reicht, während der verarmten Mehrheit die Wasserhähne versiegen und die Kanalisation überläuft. Die Wut wird mit dem Versprechen unterdrückt, Ackerland und Reichtum der weißen Bürger zu enteignen. Die Kriminalität greift um sich, und die Polizei wird weithin als nutzlos angesehen.“ (Wessie du Toit, aus Südafrika stammender, britischer Autor)
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Kein Kommentar: Karlen Vesper: „Hat die deutsche Historikerzunft selbst ein rechtsradikales Problem, etwa mit Karlheinz Weißmann und Rainer Zitelmann?“ – Lutz Raphael, Vorsitzender des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands: „Ich bin froh, daß Sie nur diese zwei Namen nennen. Ich vermute, Sie müßten lange nachdenken, um eventuell noch einen dritten oder vierten zu finden. […] Ich glaube, mich dafür verbürgen zu können, daß die Historiker und Historikerinnen der Bundesrepublik Deutschland sehr sensibel und immun gegenüber jeglichen demokratiefeindlichen Tendenzen sind.“ (Interview in der kommunistischen Zeitung Neues Deutschland, Online-Ausgabe vom 18. September 2023)
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Ein römisches Gericht verurteilte eine Mutter wegen einer Ohrfeige, die sie ihrer zwölfjährigen Tochter verpaßt hatte, zu neunzehn Monaten Gefängnis. Auslöser für die Tat waren Bilder in aufreizenden Posen, die das Mädchen von sich aufgenommen und via Instagram an einen Unbekannten verschickt hatte. Die Halbwüchsige berichtete einer Sozialarbeiterin von der elterlichen Züchtigung, die daraufhin Anzeige erstattete. Daß die alleinerziehende Frau mit ihrer Berufstätigkeit die Familie ernährt, wurde zwar zur Kenntnis genommen, aber als Akt seelischer Verletzung betrachtet, daß das Mädchen sich um seine jüngeren Geschwister und die im selben Haushalt lebende Großmutter kümmern sollte. Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre Haft beantragt.
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Die inklusive Welt ist ein Traum, und zwar nicht einmal ein schöner Traum.
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Angesichts der italienischen Forderung nach einer Seeblockade durch Marineverbände, um das massenhafte illegale Eindringen von Afrikanern in den europäischen Raum zu beenden, erscheinen manche Forderungen nach einem robusten Grenzschutz, die 2015 noch empört zurückgewiesen oder skandalisiert wurden, in einem anderen Licht.
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Es heißt nicht Lieferkettengesetz, sondern Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, – womit im Grunde alles gesagt ist.
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Der französische Afrikanist Bernard Lugan hat in seiner jüngsten Stellungnahme darauf hingewiesen, daß der „Ausgangspunkt des aktuellen Krieges in Mali, Burkina Faso und Niger […] nicht der Islamismus“ ist, sondern der „Irredentismus der Tuareg“. Es schwele in diesem Raum ein Konflikt, der zwar eine religiöse Dimension habe, doch im Kern auf Volkstumskämpfe zurückgehe. Im Zentrum stehe die Forderung nach Schaffung eines Tuareg-Staates „Azawad“. Der Islamismus ist nach Auffassung von Lugan lediglich die „Verkleidung“ einer politisch-militärischen Bewegung, die die Streitigkeiten zwischen den Tuareg-Clans beenden und sie im Kampf um ein Ziel geeint hat, dessen Erreichen einen seit mehr als tausend Jahren dauernden Kampf im Sahel beenden könnte.
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Was es erschwert, in den Chor derjenigen einzustimmen, die die Entscheidung des „Tagesschau“-Sprechers Constantin Schreiber bedauern, aufgrund öffentlichen Drucks nicht mehr zum Thema „Islam“ zu sprechen, ist die Isolation des Vorgangs. Die Beschimpfungen und Pressionen, denen Schreiber ausgesetzt war, mögen übel gewesen sein, sie sind aber sehr weit entfernt von dem, was andere Vertreter mißliebiger Ansichten erdulden mußten und weiter erdulden, ohne daß sie deshalb mit irgendeiner Art von Unterstützung oder auch nur Aufmerksamkeit rechnen durften oder dürfen.
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 13. Oktober in der JF-Ausgabe 42/23.