© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/23 / 29. September 2023

CD-Kritik: Anastacia – Our Songs
Kulturelle Aneignung
Thorsten Thaler

Vor gut zehn Jahren, 2012, veröffentlichte die US-amerikanische Sängerin Anastacia mit „It’s a Man’s World“ ein reines Coveralbum. An die Charterfolge ihrer vorherigen Alben konnte sie damit nicht anknüpfen. Erklärte Absicht der „weißen Frau mit der schwarzen Stimme“ (Welt am Sonntag) war es seinerzeit, Rocksongs von Männern weiblich zu singen. So interpretiert sie unter anderem Titel von Led Zeppelin, den Rolling Stones, Guns N’ Roses, AC/DC, Aerosmith, Bon Jovi und den Foo Fighters – freilich, ohne sie sich zu eigen zu machen.

Jetzt hat die 55jährige, die vor allem hierzulande eine beständige Anhängerschaft hat, erneut ein Album mit Coverversionen vorgelegt. Es enthält ein Dutzend Lieder deutscher Herkunft, die sich Anastacia als Dankeschön an ihre deutschsprachige Fangemeinde kulturell angeeignet hat. Der Opener „Best Days“ ist eine gelungene Übertragung von „Tage wie diese“ der Toten Hosen, übersetzt von Campino höchstselbst. „Schön, den Song mal von einer echten Sängerin zu hören“, sagte er dazu in einem Interview mit der Rheinischen Post. Andere Originale stammen von Sarah Connor, Johannes Oerding, Udo Lindenberg, Unheilig, Silbermond und Tokio Hotel, dazu bereits englisch aufgenommene Titel wie „Still Loving You“ von den Scorpions oder „An Angel“ der Kelly Family. Wem’s gefällt, bitte schön.

Grandios aber knödelt sich Anastacia durch das Duett mit Peter Maffay bei „Just You“, einer englischsprachigen Version seiner 1979er-Ballade „So bist du“. Zum Dahinschmelzen.

Anastacia Our Songs Stars By Edel (Edel) 2023

 www.anastacia.com