© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/23 / 29. September 2023

Meldungen

Chemiekonzern Lanxess wird „quasi auswandern“

KÖLN. Der Spezialchemiekonzern Lanxess sieht keine Zukunft in Deutschland mehr. „Ich habe immer wieder betont, daß unser Herz in Nordrhein-Westfalen schlägt, da dort unsere größten Werke stehen. Doch wegen der massiven Änderungen der Rahmenbedingungen ist diese Zeit vorbei“, erklärte Vorstandschef Matthias Zachert in der Welt. Die Energiekosten lägen vier- bis fünfmal höher als in den Wettbewerberregionen. Wenn das so bleibe, „werden wir quasi auswandern“, so der Sohn des frühen BKA-Präsidenten Hans-Ludwig Zachert. „Es war nicht die Industrie, die entschieden hat, aus Atom und Kohle auszusteigen“, erläuterte der Lanxess-Chef. Vor dem Atomausstieg 2011 habe der Anteil von russischem Gas unter 40 Prozent gelegen, danach sei dessen Anteil auf bis zu 55 Prozent gestiegen. 2019 sei der Kohleausstieg beschlossen worden. Die viertgrößte Industrienation der Welt habe sich „damit entschieden, ihr Energieangebot massiv zu reduzieren“, kritisierte Zachert. Stattdessen müsse jetzt teurer Kohle- und Atomstrom importiert werden: „Wie scheinheilig ist eine solche Politik bitte und wie sehr riskiert man damit den Wohlstand in Deutschland?“ Die BASF investiere in China, er aber sehe in Nordamerika die bessere „Risiko-Chancen-Perspektive“. (fis)

 lanxess.com





Viele Arbeitsplätze hängen an Geschäften in China

BERLIN. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hat die Wirtschaftspolitik der Ampel-Koalition scharf kritisiert. „Mit den ganzen Verboten, Regulierungen und der Bürokratie steuern wir momentan eher in Richtung Planwirtschaft. Und beim Sozialen leisten wir uns mehr, als über die Marktwirtschaft erwirtschaftet werden kann“, erklärte Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf anläßlich des Tags der Metall- und Elektro-Industrie im Handelsblatt. Die deutsche Industrie wie auch der Mittelstand seien international verflochten und auf zuverlässige Lieferketten angewiesen, aber „dann kommt Außenministerin Annalena Baerbock und meint, den Chinesen vorschreiben zu können, was sie zu tun und zu lassen haben. Das ist total naiv“, so der langjährige Chef des schwäbischen Autozulieferers Elring-Klinger. „Viele deutsche Arbeitsplätze hängen an Geschäften in China“, gleichzeitig würden durch den Inflation Reduction Act der Biden-Regierung „Investitionen in die USA gezogen“, warnte Verbandschef Wolf. (fis)

 www.gesamtmetall.de





Zahl der Woche 

Von 5,3 auf 5,2 Prozent ist die Inflation im Euroraum im August gesunken. Im August 2022 hatte der harmonisierte EU-Verbraucherpreisindex (HVPI) bei +9,1 Prozent gelegen. Hauptpreistreiber waren vorigen Monat Lebensmittel (+9,7 Prozent). Die höchste Geldentwertung hatten die Slowakei (9,6 Prozent), Kroatien (8,4), Österreich (7,5) sowie Deutschland und Litauen (je 6,4). Am niedrigsten war der Kaufkraftverlust in Belgien und Spanien (je 2,4) sowie in Finnland und Zypern (je 3,1). Quelle: Eurostat