Zwischen 1998 und 2018 wurden in Deutschland jährlich weit über fünf Millionen Pkws gebaut – nur im Finanzkrisenjahr 2009 wurde diese Rekordmarke mit 4,96 Millionen knapp nicht erreicht. Seit 2019 geht es kontinuierlich bergab, 2022 waren es noch 3,4 Millionen gewesen. Das lag nicht allein an der Corona-Krise, hohen Abgaben und Steuern, sondern vor allem an den diversen Vorgaben zu Klimaschutz & Co. Der letzte „Autokanzler“ war Gerhard Schröder, unter Angela Merkel wurde zumindest der Todesstoß verhindert – der Ampel ist diese Traditionsbranche ebenso egal wie die deutsche Chemieindustrie.
Seit Mai arbeiteten die – politisch gegensätzlichen – Regierungen von Bulgarien, Frankreich, Italien, Polen, Rumänien, der Slowakei, der Tschechei und Ungarns zusammen, um eine neue Auflage der EU-Kommission zu verhindern: die Verschärfung Euro-6-Abgasnorm auf den willkürlichen Euro-7-Standard. Dabei geht es ausnahmsweise nicht ums CO2, sondern um Stickoxide (NOx), Feinstaub (PM2.5) und Brems- und Reifenabrieb sowie neue „Tests“ für Prüfkonzerne wie TÜV und Dekra. Die Kostenschätzungen von 150 Euro (Pkw) und 2.600 Euro (Lkw) glaubte niemand. Die acht widerspenstigen Autonationen waren nun erfolgreich – oder wie es die Umweltministerin Steffi Lemke in Grünen-Sprech ausdrückte: Der Euro-7-Komprormiß gehe „bei vielen Vorgaben für Luftschadstoffe nicht über die bisherigen Regelungen hinaus und wird damit weder den nötigen Anforderungen zum Schutz der Umwelt und der Menschen noch den Möglichkeiten und Interessen der Automobilindustrie gerecht“. Der tschechische Verkehrsminister Martin Kupka von der rechtsliberalen Partei ODS feierte hingegen seinen Erfolg: eine überstrenge Euro-7-Norm hätte den EU-Automobilsektor auf globaler Ebene gefährdet.
Oder ehrlicher gesagt: Kupkas Heimatland mit nur 10,5 Millionen Einwohnern ist mit über 1,2 Millionen Jahresproduktion der drittgrößte Pkw-Hersteller in der EU – und das soll auch so bleiben. Kupkas Amtskollege Volker Wissing (FDP) hofft zwar auf den Rettungsanker „E-Fuels“ (synthetische, „CO2-freie“ Kraftstoffe). Doch die EU-Kommission setzt nach ihrer Niederlage nun alles daran, das Verbrenner-Aus ab 2035 durch unerfüllbare E-Fuel-Auflagen rücksichtslos durchzudrücken.