© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/23 / 29. September 2023

Meldungen

Klimabewegte Neubauer soll Predigtpreis erhalten 

BONN. Die Jury des ökumenischen Predigtpreises hat angekündigt, der Sprecherin von „Fridays for Future“ (FfF), Luisa Neubauer, die diesjährige Auszeichnung in der Kategorie „Lebenswerk“ zu verleihen. Die Studentin habe innerhalb weniger Jahre im deutschen Sprachraum das Bewußtsein von der „gesellschaftlichen Aufgabe der Bewahrung der Schöpfung“ maßgeblich mitgeprägt, hieß es seitens der Preisrichter. Ihr Reden und Denken enthalte „Leitmotive zu religiösen Kontexten wie existentiellen Fragestellungen“. Somit leiste Neubauer einen „Beitrag für die Predigtkultur der Gegenwart“. Der Hauptpreis für die beste Predigt wird an die sich selbst als „queer“ bezeichnende altkatholische Priesteramtskandidatin Nathalie Schuler vergeben. Die Jury lobte ihre „theologisch begründete, sachlich differenzierte und rhetorisch gekonnte Kommunikation“ während einer Gottesdienstrede zum Christopher Street Day. Am Vorabend des Johannistages werden laut dem Gremium Anfragen im biblischen Text an die Identität von Johannes dem Täufer samt dessen Antworten mit den Erfahrungen der anwesenden Gemeinde verwoben, wenn deren Identitäten in Frage gestellt werden. Der Predigtpreis wird seit 2000 am Buß- und Bettag in Bonn vergeben. Seit 2018 trägt die Evangelisch-Theologische Fakultät die Verantwortung für die undotierte Auszeichnung. Zu den bekanntesten Preisträgern gehört unter anderem die evangelische Theologin, ehemalige Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann. (kuk)





Mitte-Studie: Steigender Rechtsextremismus  

Bielefeld. Die Gefahr des Rechtsextremismus in Deutschland ist laut der neuen Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „erheblich angestiegen“. Die vergangene Woche vorgestellte Untersuchung besagt, mittlerweile habe jeder zwölfte ein rechtsextremes Weltbild. Das entspricht einem Wert von acht Prozent, der sich gegenüber dem Niveau in den Vorjahren von knapp zwei bis drei Prozent mehr als verdoppelt habe. Über sechs Prozent der Befragten befürworteten zudem eine Diktatur mit einem Führer (in früheren Jahren: zwei bis vier Prozent) und über 16 Prozent behaupteten eine nationale Überlegenheit Deutschlands und forderten, „endlich wieder“ Mut zu einem starken Nationalgefühl und einer Politik zu haben, deren Ziel sein solle, dem Land die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zustehe (früher: neun bis 13 Prozent). Außerdem hegten fast sechs Prozent sozialdarwinistische Ansichten, stimmten etwa der Aussage zu, es gebe „wertvolles und unwertes Leben“ (früher: zwei bis drei Prozent). Beim politischen Selbstverständnis gaben 15,5 Prozent der Befragten rechts der Mitte an, gegenüber früher nur knapp zehn Prozent. Kritiker wie etwa das Nachrichtenportal Tichys Einblick monieren, die Ergebnisse seien durch eine Voreingenommenheit der Autoren verfälscht. So werteten diese etwa als Beleg für Rechtsextremismus, daß „41 Prozent der Befragten ‘eher’ oder ‘voll und ganz’ der Ansicht (sind), der ‘deutsche Staat‘ kümmere sich ‘mehr um Flüchtlinge als um hilfsbedürftige Deutsche’“. Erhoben wurden die Daten in einer Repräsentativumfrage mit 2.023 Teilnehmern. Die seit 2006 alle zwei Jahre erscheinende Mitte-Studie steht seit 2014 unter Leitung des Bielfelder Konfliktforschers Andreas Zick und soll rechtsextreme Einstellungen in der Gesellschaft ermitteln. (mo)

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