Der Kampf ist nahezu aussichtslos. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, aber das muß ich dem Enddreißiger ja nicht verraten. Lieber schaue ich zu, wie er sich müht, windet, flucht, immer wieder einen neuen Anlauf unternimmt. Es hilft auch nicht, daß ihm eine seiner Begleiterinnen erst auf deutsch, dann auf ukrainisch die Bedienungsanleitung vorliest. Als der Mann alles fahren läßt und sich einen Moment stöhnend aufrichtet, blicke ich ihm ins schweißüberströmte Gesicht und nicke ihm freundlich aufmunternd zu. 

Diese Pop-up-Wurfzelte, wie sie seit einigen Jahren vom Handel angeboten werden, mögen praktisch sein und bauen sich quasi von allein auf, aber was den blitzschnellen Abbau „dank Pop-up-Technik“ betrifft, sollte man schön tagtäglich üben. Und dafür bietet sich selbst noch der Spätsommer an.

Eine Frau kommt plötzlich, schnappt sich die Konstruktion und verstaut alles im Päckchen.

Der Mann kämpft derweil weiter mit seinem Wurfzelt. Und augenblicklich sieht es ganz gut aus. Er kniet auf zwei Kreisen, während die eine Frau angestrengt auf ihr Handy schaut und den Kopf schüttelt. „Das kann doch nicht so schwer sein, probiere es noch mal“, quengelt sie: „Ich setze mich drauf und du schiebst schnell rein den Mist.“

Der große Kreis passe nie auf die beiden kleinen, sondern er müsse die beiden kleinen aufeinanderlegen und dann falten. „Einmal knicken und dann paßt es schon in die Tasche.“ Der Mann knickt und flupps rutscht ihm das Gestänge aus der Hand und das Zelt entfaltet sich blitzschnell auf dem Rasen – exakt so, wie es die Pop-up-Technik vorsieht.

Jetzt läßt sich der Mann das Handy reichen und studiert offenbar ein Video, in dem jemand den Abbau praktisch vorführt. Während er sich konzentriert das Filmchen anschaut, ist eine andere Frau, die bisher das Geschehen amüsiert beobachtet hat, herangetreten, schnappt sich das Zelt, legt geschickt die Kreise übereinander, knickt und siehe da, alles paßt tatsächlich in die Tasche. Blitzschnell zieht sie den Reißverschluß zu und überreicht alles mit sanftem Lächeln dem Mann. Irgendwie bin ich mir gewiß, daß der nie wieder mit einem Pop-up-Wurfzelt ins Freibad geht – schon mit Blick auf den aktuellen Wetterbericht.