© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/23 / 22. September 2023

Meldungen

Autismus: Eine Krankheit oder nur ein Symptom?

WIEN. Forscher um Jürgen Knoblich und Chong Li vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba) und der ETH Zürich haben eine neue Forschungmethode für Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) entwickelt (Nature 621/23). Sie nutzen dazu „Hirnorganoide“, also dreidimensionale Gewebestrukturen, die im Labor aus menschlichen Stammzellen erzeugt wurden. Ihre „Choose“-Methode (Crispr-human organoids-single-cell RNA sequencing) konzentriert sich auf 36 Genmutationen mit hohem ASD-Risiko. Danach werden diese Gene im Organoid zerstört. „Dann lassen wir das Organoid wachsen und bestimmen dann mit unserer Methode in jeder Zelle, welche Gene ein- oder ausgeschaltet sind“, erklärte der Biologieprofessor Knoblich. Danach würden die Daten bioinformatisch analysiert. „Es ist ja noch nicht geklärt, ob es sich bei Autismus um eine Krankheit oder ein Symptom handelt“, so Knoblich. Aber man habe inzwischen ein Stadium in der Gehirnentwicklung entdeckt, das oft betroffen ist: am Übergang zwischen den tieferen und oberen Nervenzellschichten des Gehirns. „Das deutet darauf hin, daß Autismus wirklich eine Krankheit ist und es eine gemeinsame Ursache dafür gibt“. (fis)

 doi.org





Erster Dual-Fluid-Reaktor zunächst in Ruanda geplant

KIGALI. Die Ruandische Atomenergiebehörde (Raeb) und die deutsch-kanadische Atomtechnikfirma Dual Fluid Energy (DFE) haben vorige Woche einen Kooperationsvertrag für die Errichtung eines Demonstrationskernreaktors in dem afrikanischen Binnenstaat unterzeichnet, der bis 1919 Teil von Deutsch-Ostafrika war. „Wir sind ein ‘Proof-of-Concept’-Land und wollen die Integration innovativer Technologien beschleunigen. Deshalb geht Ruanda strategische Partnerschaften mit Start-ups ein, die sich mit der Konzeption und Entwicklung kleiner modularer Reaktoren befassen“, erklärte Raeb-Chef Fidel Ndahayo. Ruanda setze auf Kernenergie als Ergänzung zu seinem bestehenden Energiemix. Die Dual-Fluid-Technologie habe Sicherheitseigenschaften, die sie unfallfrei machen und relativ geringe Mengen radioaktiver Abfälle erzeuge, so Ndahayo. Der Reaktor solle bis 2026 betriebsbereit sein, die anschließende Erprobung der Technologie solle bis 2028 abgeschlossen sein, versprach DFE-Geschäftsführer Götz Ruprecht. (fis)

 dual-fluid.com





EU-Emissionshandel kostet Industrie jährlich Milliarden

KÖLN. Durch den 2005 eingeführten und 2021 verschärften EU-Emissionshandel (ETS) für Treibhausgase kommen für die deutsche Industrie zusätzliche Milliardenkosten zu. Allein in der Eisen- und Stahlbrache könnten die ETS-Kosten von 300 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro jährlich steigen. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW-Kurzbericht 66/23). In den Raffinieren könnten die Belastungen von 400 Millionen auf 1,8 Milliarden, in der Zementbranche von 200 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden und in der Chemieindustrie 100 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro steigen. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die ETS-Kosten der Stromerzeugung. (fis)

 www.iwkoeln.de





Erkenntnis 

„Neutrinos zählen zu den elementaren Bausteinen der Materie, die wir nicht weiter zerlegen können. In den nuklearen Reaktionen in der Sonne werden extrem viele Neutrinos erzeugt. Wir gehen davon aus, daß beim Urknall gleich viel Materie wie Antimaterie entstanden ist. Wir leben aber in einem Universum, in dem die herkömmliche Materie dominiert. Wo ist also die Antimaterie hinverschwunden? Neutrinos könnten darauf eine Antwort geben.“

Arthur McDonald, kanadischer Physiknobelpreisträger und Gründungsdirektor des Sudbury-Neutrino-Observatoriums in Ontario