Immerwährende Zeitreise: Die Gretchenfrage der Gegenwart, die hinter das Diktum der Aufklärung von Immanuel Kant 1784 zurückfällt, ereilt mich jüngstes Wochenende, als ich nach langer Zeit einen Schulfreund anrufe, mit dem ich einst – als wir 1989 das Abitur ablegten – ein eingeschworenes Duo der Opposition bildete, waren wir doch christlich geprägt und uns einig in unserer Ablehnung der totalitären DDR-Diktatur und des Sozialismus, nicht zuletzt durch die engen Verbindungen unserer Familien nach Westdeutschland und der Orientierung an „Tagesschau“ und Deutschlandfunk. Inzwischen ist er in Frankfurt am Main ansässig und arbeitet im Bankensektor, wo er – beschäftigt bei einem der großen Institute – als „Nachhaltigkeitsbeauftragter“ tätig ist. Noch ohne letzteres zu wissen, will ich ihm – mit Blick auf seine Kinder in der Abiturstufe – nur kurz mitteilen, daß ich ihm zwei, drei wissenschaftlich fundierte Bücher empfehlen könnte, falls seinerseits Bedarf bestünde, die sich kritisch mit der aktuellen Klimahysterie auseinandersetzen. Daraufhin höre ich ihn höhnisch lachen: Was das denn für ein Unsinn sei, „wissenschaftliche“ Literatur, die den menschengemachten Klimawandel leugne!
Willkommen zurück in 1984, dem neu eröffneten Zeithorizont totalitärer Tendenzen.
Galt früher die leninistische Losung, derzufolge die Lehre von Karl Marx allmächtig sei, weil sie wahr ist, bürgt jetzt dafür die wie eine Monstranz vorgetragene Formel „96 Prozent aller Wissenschaftler“. Dann fragt er mich wie seinerzeit der SED-Par-teisekretär, nunmehr als Klimakommissar: „Glaubst du an den menschengemachten Klimawandel?“ Es ist ein Sonnabend. Als ich dann vom vermutlich maßgeblichen Klimafaktor, der Sonnenaktivität, spreche, bricht das Gespräch ab. Willkommen zurück in 1984, dem neu eröffneten Zeithorizont totalitärer Tendenzen. Entsprechend erschrecke ich für einen Augenblick, als ich beim Schreiben dieser Zeilen die Funktion „Wörter zählen“ aufrufe – und 1.794 „Anschläge“ angezeigt werden. Das kenne ich von damals, dem sozialistischen Auftrag von der „Kunst als Waffe“.
Und die Kunst der Politik? Plötzlich erinnere ich mich an die Buchvorstellung „Die Euro-Lügner“ des ehemaligen Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, im Haus der Bundespressekonferenz im Juli 2013, zu einem Zeitpunkt also, als sich gerade die AfD formierte. Auf die Frage einer Journalistin eines Mainstream-Mediums, warum er sich hier überhaupt noch argumentativ abmühe, da doch Bundeskanzlerin Merkel dekretiert habe, daß die Euro-Rettung „alternativlos“ sei, erinnerte Henkel an die Existenz des Artikels 20, Absatz 4 des Grundgesetzes, der die „Rechtfertigung für einen potentiellen Stauffenberg“ in unserer Gegenwart sein könne. Außer der JUNGEN FREIHEIT hatten seinerzeit alle Zeitungen und Sender diese Reaktion in ihrer Berichterstattung tabuisiert. Wie eine Farce muten jetzt die jüngsten Bilder von Bundeskanzler Scholz mit Augenklappe an. Als ich die Welt am Sonntag aufschlage, erwartet mich ein zweiseitiges Interview mit ihm, inzwischen ohne Augenklappe – doch es ist nur ein „Scholzomat“ im Merkel-Modus.