Seit 50 Ausgaben befaßt sich die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Crime mit dem Phänomen des Verbrechens, mit den Tätern und Opfern und deren tragischen Schicksalen. In der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe (August/September 2023) „Der Nachtwanderer“ steht vor allem das Unerklärliche im Mittelpunkt.
Während in Bad Reichenhall, nachdem Deutschland am 13. Juli 2014 zum vierten Mal Fußball-Weltmeister geworden war, die Menschen noch feiern, ist ein junger Mann in der Stadt unterwegs, dessen Taten bis heute Rätsel aufgeben. Der 20jährige ist Gebirgsjäger und auf dem Rückweg in die Kaserne. Mitten in der Nacht stülpt er sich ein Kapuzenshirt über, steckt sein Kampfmesser ein und verschwindet wieder. Seine Kameraden beschreiben ihn später als „ruhigen, unauffälligen, lustigen Typ“. Er begegnet einem 72jährigen ehemaligen Malermeister, der auf dem Weg nach Hause ist. Der junge Mann sticht 30mal brutal und tödlich auf ihn ein. Beide kannten sich nicht, der Gutachter sagt später, daß der Mörder weder psychisch krank sei, noch unter Drogen stand und auch nicht unzurechnungsfähig sei. Er kommt zu dem Ergebnis, daß der Täter wußte, was er tat, aber nicht warum.
Danach trifft der Soldat auf eine 17jährige Auszubildende, die mit einer Freundin den Sieg gefeiert hatte. Nach kurzem Gruß geht er an ihr vorbei. Dann spürt sie einen Stich im Hinterkopf. Immer wieder sticht er ihr ins Gesicht und in die Brust. Das Mädchen wehrt sich mit letzter Kraft und rettet sich hinter eine Hecke. Die Polizei schreibt den Mann zur Fahndung aus, kann ihn kurz darauf in Norwegen festnehmen. Von den Beamten nach den Tatmotiven befragt, antwortet er: „Ich weiß es nicht!“ Der Mörder wird zu 14 Jahren Haft verurteilt.
In „Die Kinder des Teufels“ erzählt Claudio Rizzello von drei jungen Mädchen, die in Chiavenna in der Lombardei, getrieben von Langeweile und Frust, sich okkulten Praktiken zuwenden. Es beginnt mit dem Töten von Tieren und dem Schänden von Hostien und Gräbern. Anfang Juni 2000 treffen sie auf die Nonne Schwester Maria Laura, deren Leiche frühmorgens aufgefunden wird. Sie hat Schnittwunden am Oberkörper und am Hals. In der Nähe des Tatorts steht mit Blut auf eine Wand geschmiert: „Wir töten euch alle!“, darunter ein fünfzackiger Stern und drei Sechsen. Aufgrund eines Phantombildes und abgehörter Telefonate kann die Polizei die Mädchen festnehmen. Schuldgefühle habe sie bei keiner erkennen können, sagt die Staatsanwältin. Die Mädchen sind nach ihren Haftstrafen inzwischen wieder auf freiem Fuß. Im Juni 2021 spricht Papst Franziskus Schwester Maria Laura, die, bevor sie starb, um Vergebung für ihre Mörderinnen betete, als Märtyrerin der Katholischen Kirche selig.
Kontakt: Gruner + Jahr. Am Baumwall 44, 20459 Hamburg. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, ein Jahresabo 39 Euro.