Sie ist die „Oberwildbiene“ und dient anderen „Wildbienen“ als Vorbild. Miriam Meyer gilt innerhalb der radikalen Klimaschutz-Bewegung als der führende Kopf, was die Rekrutierung und Ausbildung neuer, potentieller Wildbienen anbelangt.
Hinter dem, was sich anhört wie das Treffen einer Imkervereinigung, verbirgt sich der Sprachcode von Angehörigen der sogenannten „Letzten Generation“, die unter dem Deckmantel des Klimaschutzes offen mit der linksradikalen Szene in Deutschland konspiriert. Und die auf diese Weise versucht, alte klassenkämpferische Parolen im Gewand der Planeten-Retter erneut zu etablieren.
Miriam Meyer zählt zu der Gruppe, die seit 2021 versucht, mit Straßenblockaden und Farbbeutel-Anschlägen der Politik eine Gesellschaftsordnung aufzuzwingen, in der sich das gesamte Leben der Menschen einem angeblich dem Schutz des Klimas und der Verhinderung einer Erderwärmung dienenden Diktat unterwerfen soll. Das schließt sogar eine Aushöhlung, ja Abschaffung der parlamentarischen Demokratie ein, die nach den Vorstellungen dieser Endzeit-Sekte durch einen Gesellschaftsrat ersetzt werden soll, der stark an die sozialistischen Arbeiter- und Soldatenräte aus der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg erinnert.
„Wir haben gemeinsam das Hotel verschönert“
Als „Oberwildbiene“ ist Meyer unter anderem für einen Farbanschlag auf einen Privatjet in Westerland auf Sylt verantwortlich, zudem für einen weiteren auf das Strandhotel Miramar, ebenfalls auf der beliebten Nordseeinsel gelegen. Der Begriff „Wildbiene“ ist dabei auf jene Klimakleber gemünzt, die sich dazu bereit erklären, über das illegale Festkleben auf Straßen hinauszugehen. Die gewillt sind, auch kritische Infrastruktur wie Ölpipelines oder Flughäfen zu sabotieren und dabei im Namen des Klimaschutzes auch Straftaten billigend in Kauf zu nehmen.
Wer „Wildbiene“ werden möchte, kommt an Miriam Meyer nicht vorbei. Die 31jährige gebürtige Hamburgerin ist in der Letzten Generation für die Ausbildung der „Aktivisten“ verantwortlich. Aufgewachsen im beschaulichen schleswig-holsteinischen Örtchen Nehms im Kreis Segeberg, wird sie dort im Mai 2021 erstmals als selbsternannte Klimaretterin aktiv. Mit einem Schild hatte sie sich in Bad Segeberg auf die Straße gesetzt. Darauf geschrieben: „Ich habe Angst, daß große Teile der Erde unbewohnbar werden.“
Die Angst wächst im Laufe der vergangenen Jahre offenbar zur paranoiden Weltuntergangsphantasie heran, ihre Aktionen bei den Klimaklebern werden zunehmend radikaler. Ihr Studium des tibetanischen Buddhismus hat sie hingeschmissen, widmet sich nun ganz dem Aktivismus.
Im Februar 2022 plant sie, den Berliner Flughafen lahmzulegen. Ein fast überflüssiges Unterfangen, könnte man angesichts der Tatsache meinen, daß der Berliner Airport ohnehin schon stets durch Pannen und Ausfälle für Schlagzeilen sorgt. Miriam Meyer läßt Ballons auf dem BER aufsteigen, steht plötzlich auf der Startbahn, ehe sie von der Polizei abgeführt und so von noch schwerwiegenderen Eingriffen in den Luftverkehr abgehalten werden kann. Auch was die Sicherheit deutscher Flughäfen anbelangt, ist diese Aktion ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen.
Drei Monate später dreht Meyer in der Nähe von Köln den Streckenschieber einer Öl-Pipeline zu, schmückt das dafür vorgesehene Handrad mit Sonnenblumen und fordert Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dazu auf, eine „Lebenserklärung“ für den Verzicht auf eine fossile Infrastruktur abzugeben. Vor allem Ölbohrungen in der Nordsee sollten tabu sein. Zu einem Zeitpunkt, an dem Deutschland gerade mit Hochdruck versucht, sich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu befreien.
Wenige Wochen später ist die junge Frau an einem Farbanschlag auf das Audimax der Universität Hamburg beteiligt, bei dem die „Wildbienen“ der Letzten Generation Türen und Fenster beschmieren. In München verbüßt sie einen Monat Haft in Stadelheim, nachdem sie sich mehrfach am „Stachus“ und auf einer Straße am Franz-Josef-Strauß-Flughafen festklebte. Die bayerische Generalstaatsanwaltschaft legte Meyer die Bildung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zur Last. Das Amtsgericht Hamburg sprang milder mit ihr um und verurteilte die außer Rand und Band geratene „Oberwildbiene“ trotz einschlägiger Vorstrafen wegen des Farbanschlags auf die Uni lediglich zu einer Geldstrafe in Höhe von 400 Euro.
Auffällig häufig sind es Flughäfen, an denen Meyer „aktiv“ wird. So auch auf Sylt, als sie im Juni dieses Jahres in Westerland mit einem präparierten Feuerlöscher einen Privatjet mit Farbe besprüht. Gemeinsam mit anderen Klimaklebern hatte sie den Zaun vor dem Sicherheitsbereich der Anlage durchtrennt und war auf das Vorfeld gelangt, auf dem mehrere Maschinen parkten.
„Wir sind solidarisch untereinander und helfen uns“
Unmittelbar neben dem Flughafen befindet sich bezeichnenderweise auch das Protestcamp von Punks und Linksradikalen aus der Hamburger Antifa-Szene, die eng mit den Klimaklebern über Gruppen wie „Ende Gelände“ und „Extinction Rebellion“ miteinander kooperieren. „Wir haben gemeinsam das Hotel verschönert“, verplappert sich eine Zeltbewohnerin mit Nasenring und bunt gefärbten Haaren stolz, als die JUNGE FREIHEIT inkognito das Camp besucht. Das sei aber noch vor ihrer Zeit im Camp gewesen, räumt sie entschuldigend ein.
Gemeinsam mit weiteren sogenannten Aktivisten aus der „Schanze“, dem bei Angehörigen der linksradikalen Szene beliebten Viertel im Hamburger Stadtteil St. Pauli, habe man sich mit Leuten von „Extinction Rebellion“ und der „Letzten Generation“ darüber ausgetauscht, wie man „den Reichen“ auf Sylt die „rote Karte“ zeigen und auf den „Klimagau“ aufmerksam machen könne. Um welches Hotel es sich handelte, darüber läßt die junge Frau auf weitere Nachfrage keine Zweifel. „Der Nobelschuppen am Strand natürlich, wo die ganzen Geldsäcke wohnen, die mit ihren Luxuskarren hier auf die Insel kommen und unser Klima verpesten.“ Und ja, „logo“ kenne sie „Miriam.“ Die neben ihr stehende Freundin ebenfalls, mit der sie gerade zum benachbarten Aldi aufbricht, um „Bölkstoff“ zu holen. „Was Miriam für den Klimaschutz leistet, kann gar nicht hoch genug bewertet werden“, sagt die junge Frau voller Überzeugung und Bewunderung zugleich. Besonders die Beschädigung des Privatjets sei eine „geile Aktion“ gewesen. Weil Miriam genau gewußt habe, wie man den Flieger „möglichst lange außer Gefecht setzen kann.“
Darüber, woher dieses Spezialwissen stammen könnte, lassen sich zwar nur Vermutungen anstellen. Aufschlußreich sind jedoch Aussagen, die die junge freiheit in der näheren Umgebung des Elternhauses der „Oberwildbiene“ in Erfahrung bringen kann.
Ihre Eltern leben noch heute da. Und Miriam Meyer selbst offenbar auch noch gelegentlich, wie Anwohner im Ort erzählen. Jedenfalls dann, wenn sie sich nicht gerade in Berlin aufhält. Denn in der Hauptstadt verfügt die „Letzte Generation“ über Wohngemeinschaften, die sie als Ausgangsbasis für ihre Sabotage-Aktionen nutzt und in denen sie „Aktivisten“ Unterschlupf bietet.
Vater Volker Meyer sei Software-Entwickler, läßt sich von Anwohnern erfahren, sei unter anderem lange für den Flugzeugbauer Airbus tätig gewesen, ebenso für das Bahnunternehmen Thalys. Hat Miriam Meyer ihr Spezialwissen über Airports und Flugzeuge etwa aus der eigenen Familie erfahren?
Im Dezember vorigen Jahres hatten Ermittler jedenfalls das elterliche Haus durchsucht. Ein weiteres Mal durchsuchten sie das Haus im Rahmen einer bundesweiten Razzia gegen die „Letzte Generation“ im Frühjahr dieses Jahres. Da beschlagnahmten sie einen Computer mit Daten, ebenso hatten die Ermittler Klebstoff und Briefe sichergestellt.
Auch im Umfeld des Camps finden sich weitere Spuren einer Kooperation zwischen Klimaklebern, Punks und Antifa. „Klima retten – Kapitalismus abschaffen“ heißt es beispielsweise auf zahlreichen Aufklebern, mit denen Mülltonnen, Parkbänke und Lichtmasten in der unmittelbaren Umgebung des Camps überzogen sind. Auch „Block IAA“-Aufkleber finden sich darunter. Inklusive Werbung für jene Aktionswoche, mit der die Klimabewegung die Internationale Automobilausstellung in München zu sabotieren versuchte (JF 38/23). „Wir sind solidarisch untereinander und helfen uns gegenseitig“, betont die junge Frau mit den gefärbten Haaren. „Egal ob gegen Reiche, Nazis oder Klimafaschos.“