„Mir wird vermutlich nie jemand eine politische Jugendsünde vorwerfen. Meine Generation hat in vielerlei Hinsicht das große Los gezogen. Zum Beispiel hatte meine Generation das Glück, in ihrer Jugend fast durchgängig linksradikal gewesen zu sein. Das ist blöd, aber wird später milder beurteilt als andere Verfehlungen. Günter Grass war mit 17 in der SS. Wofür die stand, war jedem klar. Willy Brandts Wirtschaftsminister Karl Schiller ging mit Anfang 20 in die SA und brachte es in der NSDAP sogar zum ‘politischen Leiter’. Über Grass schrieb damals die Süddeutsche: ‘Daß Grass als Jugendlicher in der Waffen-SS war, ist keine unverzeihliche Sünde. Es diskreditiert den Mann auch nicht.’ Es gibt also, im Falle von politischen Jugendsünden, zwei einfache Auswege. Entweder war die Jugendsünde linksradikal, oder aber der Nazi-Sünder macht später Wahlkampf für die SPD.“
Harald Martenstein, Autor, im „Zeit-Magazin“ vom 14. September
„Ich weiß nicht, was einige Leute erwartet hatten. Daß ich der Ausbreitung ‘rechtsreaktionärer Thesen’ Vorschub leisten würde? Daß ich Orbáns Politik legitimieren und den Fidesz stärken würde? Daß meine Integration in die europäischen Rechtsextremen jetzt dokumentiert werden kann? Nun, wer solche hochgesteckten Erwartungen hegte, scheint meine politischen Überzeugungen nicht zu kennen und ist jetzt logischerweise maßlos enttäuscht.“
Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, nach einer Veranstaltung beim Mathias Corvinus Collegium in Budapest in der „Budapester Zeitung“ vom 15. September
„Bei vielen herrscht das Gefühl vor, daß Kinder (...) zu erziehen, anstrengend ist. Natürlich (...) ist Erziehung, wenn man sie ernst nimmt, anstrengend – glücklicherweise sogar, weil das Menschen mit einem eigenen Kopf, mit einem freien Willen sind. Aber: Wir haben verlernt, was das für ein Glück ist, was uns Kinder bedeuten sollten. Das wird medial einfach abgetan. Stattdessen haben wir ständig Diskussionen à la: Und dann mußte ich da kürzertreten, dann konnte ich meinen Yoga-Kurs nicht machen, dann konnte ich nicht mit Hanni und Nanni nach Thailand fliegen. (...) Der Freiheit im vulgären Sinne, die eingeschränkt wird, wenn man Kinder hat, steht, sehr volksnah formuliert, eine maximale Verbesserung des Lebens gegenüber. Deshalb ist das Vatersein für mich absolut alternativlos, Vatersein ist die Erfüllung eines großen Traums, für den ich einfach nur – und ohne jede Einschränkung – dankbar bin.“
Ulf Poschardt, „Welt“-Chefredakteur, im Interview auf corrigenda.online am 18. September
„Ich finde Straßenblockaden auch beschissen. Ich protestiere so, weil es funktioniert, nicht weil ich es gut finde.“
Melanie Guttmann, Klima-Kleber der Letzten Generation im „Tagesspiegel“ am 18. September
„Vor wenigen Wochen bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz angebliche oder tatsächliche Friedensaktivisten als ‘gefallene Engel, die aus der Hölle kommen’. In der Corona-Zeit gewannen Slogans wie ‘Tyrannei der Ungeimpften’ breite Akzeptanz. Das ganze Land sei ‘in Geiselhaft dieser Menschen’, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Diese verbale Herabsetzung von Teilen der Bevölkerung hat ein großes Zertrümmerungspotential, in vielen Fällen übernimmt die AfD die Wähler dankend.“
Benedict Neff, Feuilletonchef der „Neuen Zürcher Zeitung“ am 19. September