Früher waren wir freie Jäger und Ackerbauern. Früher säten und ernteten wir unser Korn noch selbst. Heute sind wir abhängige Supermarkteinkäufer. Unser tägliches Brot gibt uns nicht der Herr, sondern, im Schweiße ihres Angesichts, die Dame hinter der Kasse. Vorausgesetzt natürlich, daß auch irgendwo eine Kasse existiert, an der wir unser Geld in Cerealien eintauschen können.
Nun gibt es Stadtviertel in Berlin, in denen der Einzelhandel etwas unterrepräsentiert scheint. Besonders stiefmütterlich behandelt werden wir am Hohenzollerndamm. Unser geliebter und übrigens weit und breit auch einziger Supermarkt hatte vor Monaten schon wegen Umbaus seine Pforten geschlossen. Klar, es gibt Restaurants und Dönerbuden, auch einen superteuren bio-dynamischen Feel-Good-Markt. Doch irgendwann kennt der Hungrige die Speisenangebote auswendig, und im Bioladen biste ganz schnell mal einen Zehner für Würstchen mit Kartoffelsalat los.Wie groß war deshalb unsere Freude, als nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder unser Supermarkt schräg gegenüber der Redaktion seine automatischen Schiebetüren öffnete. Alles sollte schöner und größer und moderner werden, so glaubten wir und hofften auch auf einen schnelleren Tausch von Ware gegen Geld.
Nun, unser Einkaufsmarkt ist sicher moderner geworden. Die Angebotspalette hingegen scheint sich nicht verändert zu haben. Und auch die langen Schlangen an der Kasse sind geblieben. Ach, alles wie gehabt.