Kaum beachtet von westlichen Medien, entbrannte in diesem Frühjahr in Moskau ein Streit um den geplanten Bau der größten Moschee Europas. Da in der russischen Hauptstadt etwa 3,5 Millionen Muslime leben, böte das 60.000 Plätze bietende Gebäude im Bezirk Kosino-Ukhtomsky viel mehr Platz als die bestehenden vier kleinen Moskauer Moscheen für nur 18.000 Gläubige zusammen. Eine Bürgerinitiative erzwang schließlich, daß die Mega-Moschee nun andernorts realisiert werden muß. Für Sarah Reinke, in der Gesellschaft für bedrohte Völker e. V. zuständig für die „Menschenrechts- und Minderheitensituation in den Ländern Osteuropas“, zeigt dieser Konflikt, wie brisant das Thema Islam in Rußland ist (Für Vielfalt, 3/2023). Obwohl offiziell stets betont werde, das Land sei multireligiös, würden „Vorurteile“ gegen Muslime geschürt. Unter dem Vorwand, die traditionellen Religionen in Rußland zu schützen, habe das postsowjetische Moskau immer wieder massiv in die Religionsfreiheit eingegriffen. Erstmals von 1994 bis 1996 im Tschetschenien-Krieg, um den „angeblichen islamischen Terrorismus“ zu bekämpfen. Diese Strategie der Gleichsetzung von Islam und Terror werde seit der Annexion der Krim auch auf die muslimischen Krimtataren angewendet, die für Reinke aber „europäische Werte leben“.