© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/23 / 15. September 2023

Blick in die Medien
Kaputtes Katapult
Gil Barkei

Eigentlich eilte das linke Greifswalder Magazin Katapult seit seiner Gründung 2015 von Auflagenhoch zu Auflagenhoch, doch jetzt – nanu – droht dem für seine poppigen Grafiken und Karten bekannten Startup die Insolvenz. Laut Gründer und Herausgeber Benjamin Fredrich habe der Verlag im zurückliegenden Jahr etwa 290.000 Euro Verlust gemacht, insgesamt klaffe damit ein Loch von 450.000 Euro. Geld leihen gehe nicht mehr.

Die stets mit großem moralischem Tamtam publizierenden Macher haben sich zwischen „Achtung, Rechte!“-Warnungen und leider nun mal herrschenden ökonomischen Zwängen einer Verlagsleitung gründlich verzockt. Neben dem Magazin gab es eine Regionalausgabe Mecklenburg-Vorpommern, einen Buchverlag, in dem man unter anderem polnische Literatur anbot, sowie ein eigenes Ukraine-Blatt namens Katapultu. Doch das angesichts des Ukraine-Kriegs leidenschaftlich pochende Weltenretter-Herz wurde nicht erhört: So groß schien die Liebe für die gefährdeten osteuropäischen Völker dann beim Publikum doch nicht zu sein.

Der Hilferuf an die Leser funktioniert und die linke Blase hält tatsächlich zusammen.

Ohne „Geld für Notsituationen“ zurückzulegen, habe man „in zu viele Projekte investiert“, schreibt Fredrich in der Tat sehr transparent. Eine geplante Journalistenschule sei damit erst mal vom Tisch, Belletristik und das eigene Café Karsten ebenso. Was nicht eingestampft wird: „Unser Geflüchtetenheim mit 20 Plätzen bleibt bestehen. Unsere zweite Geflüchtetenunterkunft für 120 Menschen wird weiterhin geplant.“

Moment mal, geht’s hier noch um Medien oder um Migrantenindustrieknete? Ist das die angekündigte „radikale Idee“, die die Rettung bringen soll? Nein, das ist das eigene soziale Netzwerk „Kwitter“, mehr Newsletter- und Lesermail-Austausch als revolutionärer Ansatz. Aber die Bitte um Leserunterstützung funktioniert. Innerhalb weniger Tage erzielt der Verlag mit Online-Shop, Spenden und Abos fast 340.000 von den rettenden 450.000 Euro. Und die linke Blase hält zusammen: So bietet beispielsweise Correctiv gemeinsame Bücher, und die Zusammenlegung der Fähigkeiten „für Stiftungen und den öffentlichen Diskurs“; auch bekannt als NGO- und Staats-Fördergelder. Na, wenn das nicht mal eine vielversprechende Geschäftsidee ist.