Was hat Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger mit dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis zu tun? Was verbindet die Kabarettisten Dieter Nuhr und Monika Gruber mit dem Leipziger Maler Axel Krause oder dem Schriftsteller Uwe Tellkamp? Und wie passen Til Schweiger und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer dazu? Nun, sie alle gelten aktuell tonangebenden Mainstreammedien als „umstritten“. Insbesondere rot-grüne Journalisten verpassen das inzwischen inflationär verwendete Adjektiv gern Personen des öffentlichen Lebens, die den vorherrschenden Sichtweisen kritisch gegenüberstehen, der Meinungsherde nicht hinterhertraben wollen und sich vermeintlich unbotmäßig äußern oder verhalten. Die Methodik dabei ist freilich nicht neu. Bereits der Jahrhundertschriftsteller Ernst Jünger notierte dazu in „Autor und Autorschaft“, einer 1984 veröffentlichten Sammlung von Reflexionen, Maximen und Aphorismen, folgende Betrachtung: „‘Der ist umstritten.’ Das ist heute nicht etwa als Lob, sondern abschätzig gemeint. Beliebtes Urteil, vor allem von Typen, die sich nie exponiert haben. Sie halten es immer mit der herrschenden Meinung, gleichviel ob Kastraten oder Kannibalen regieren; verdächtig ist jeder, der nicht ins Schema paßt.“
Der Riesenfischuhu mit einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern ist in seinem Bestand stark gefährdet.
Lektüreempfehlung: Jonathan C. Slaghts „Die Eulen des östlichen Eises. Die Suche nach der größten Eule der Welt“, herausgegeben von Judith Schalansky in der Reihe Naturkunden des Verlages Matthes & Seitz. Der Wildtierbiologe Slaght arbeitet als Koordinator für Rußland und Nordostasien bei der Wildlife Conservation Society, wo er Forschungsprojekte zu gefährdeten Arten leitet. Seit Jahren beschäftigt er sich unter anderem mit der größten lebenden Eulenart, dem Riesenfischuhu. Das Tier mit einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern lebt in den Primärwäldern im Osten Rußlands, in China und Japan. Weil sein Lebensraum jedoch immer weiter schrumpft (Abholzung!), gilt der Riesenfischuhu in seinem Bestand als stark gefährdet. Der Naturschützer Slaght hat sich über Tausende von Kilometern unwegsamen Geländes, durch verschneite Wälder, über zugefrorene Seen und tauende Permafrostböden auf die abenteuerliche Suche nach diesem nachtaktiven Vogel begeben, jenem „holzspanbraunen zauseligen Wesen mit stechend gelben Augen und enormen Ohrenbüscheln“, wie es im Prolog über seine allererste Sichtung vor über zwanzig Jahren heißt. Auf seiner Feldforschung durchstreift er eine winterliche Welt, die Tiger und Bären, Wilderer und Mystiker bevölkern. Er erlebt waghalsige Schneemobilfahrten und vor Eiseskälte durchwachte Nächte. – Ein tolles Buch für Natur- und Tierliebhaber!
Jonathan C. Slaght: Die Eulen des östlichen Eises. Die Suche nach der größten Eule der Welt und ihre Rettung. Matthes & Seitz, Berlin 2023, gebunden 325 Seiten, 42 Euro