Bis Mitte Januar 2024 zeigt das Deutsche Historische Museum in Berlin die Ausstellung „Wolf Biermann. Ein Lyriker und Liedermacher in Deutschland“. Dabei ist der, wie der in taz und Junge Welt publizierende Schriftsteller Michael Bittner spottet, 86jährige Bänkelsänger schon „seit Jahrzehnten nur mehr das Museum seiner selbst“. Seit seiner Ausbürgerung aus der DDR im November 1976, während einer Konzertreise im Westen, habe der einstige Held der linken Szene der Bundesrepublik künstlerisch nichts mehr auf die Reihe bekommen, weil ihm offenbar die Reibung mit der SED gefehlt habe. Als „Protestsänger“, der für die Friedensbewegung agitierte, ohne Pazifist zu sein, der sich ohne wirkliches Interesse für Ökologie für die Grünen engagierte, fiel er in den 1980ern lediglich durch intellektuelle Unaufrichtigkeit und künstlerische Peinlichkeiten auf. Als die Mauer fiel, blieb auch auf Konzerten im „Beitrittsgebiet“ das Publikum fern, weil nur noch wenige dem neuen „Staatssänger der BRD“, der es zum „CSU-Abendunterhalter“ und Chefkorrespondenten im Hause Springer gebracht hatte, zuhören wollten. Spätestens seit dieser Zeit, als Biermann „bruchlos zum Establishment zählt“, sei er künstlerisch verdorrt, obwohl schon Marcel Reich-Ranicki ausgerechnet in einer Laudatio auf den Büchner-Preisträger 1991 feststellte, es gebe originellere Komponisten, bessere Sänger und Gitarristen als ihn. Die Berliner Ausstellung sei daher Biermanns quasi letzter öffentlicher Auftritt. Eine Wiedergeburt seiner Kunst sei nicht zu erwarten. Bestenfalls bleibe er als die traurige Figur eines „Leierkastenmanns des Antikommunismus“ in Erinnerung (Konkret, 9/2023).