Es war ein Desaster mit Ansage. Die britische Regierung hat keine Bewerbung für Bau und Betrieb eines Offshore-Windparks erhalten. Weitere Projekte befinden sich in Verzug – trotz garantierter Abnahmepreise von umgerechnet 43 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Dies betrifft indirekt auch Deutschland, denn als Stromimportland sind ausbleibende Zubauten an Kapazitäten im europäischen Verbundnetz grundsätzlich preiserhöhend an der Stromhandelsbörse EEX. Zudem soll die Verteilung der Windparks entlang der europäischen Küsten die natürlichen Produktionsschwankungen der Offshore-Windenergie ausgleichen.
Die Krise der Windenergie ist weitgehend hausgemacht. Europa und vor allem Deutschland haben ihre Ausbauziele massiv erhöht, aber ohne eigene Produktionskapazitäten zu besitzen. Für die dominierenden chinesischen Hersteller und die großen Projektentwickler sind Offshoreanlagen in Asien und Amerika rentabler. Zudem stehen dort genügend Facharbeiter und landseitige Kuppelstellen zur Einspeisung des „grünen“ Stroms zur Verfügung. In Europa mangelt es hingegen oft sogar an Steuerungsanlagen und Kabeln. Ein weiterer Grund für das Scheitern der englischen Ausschreibung und die Schwierigkeiten bei der Realisierung bestehender Windstromprojekte ist das Zusammenwirken von Inflation und Zinsniveau. Kreditfinanzierte wie fondsbasierte Projekte sind nicht mehr rentabel – in Europa wie Amerika. Das Zinsniveau ist einer seit Jahren stark überhöhten Inflation, insbesondere im Euroraum.
Diese wird nicht zuletzt getrieben durch politische Auflagen wie den EU-Zertifikatehandel (ETS) und die CO2-Bepreisung. Das treibt die Energiepreise in die Höhe. Diese sollen eigentlich Ökoenergie rentabel machen und in den Markt zwängen, erreichen aber über steigende Materialkosten, wegfallende Kapazitäten und steigende Lohn- wie Finanzierungskosten das exakte Gegenteil. Das aktuelle britische Scheitern wie auch der Stopp eines ähnlich großen Nordsee-Windparks durch Vattenfall diesen Sommer zeigen auch, daß Systeme staatlich verordneter Preisgrenzen und garantierte Abnahmepreise immer zu Lasten der Verbraucher scheitern. Da hätten die Engländer etwas aus der deutschen Energiewende und dem irrwitzigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) lernen können.