Wer die neunziger Jahre er- und vor allem überlebt hat, wird sich noch erinnern: an das Bild des vier Tage zuvor als Bundesfinanzminister zurückgetretenen Oskar Lafontaine, der im März 1999 an seinem Wohnsitz in einer kurzen Erklärung das „schlechte Mannschaftsspiel“ der Regierung beklagt – und dabei seinen Sohn auf der Schulter trägt, dessen kleine Füße in Entenküken-Hausschuhen steckten. Das, liebe Generation Z, war nicht nur ein Meilenstein in Sachen politischer Bild-Kommunikation, sondern besiegelte auch das Ende einer sogenannten Männerfreundschaft, nämlich der zwischen den beiden Alpha-Genossen Gerhard Schröder und ebenjenem Oskar Lafontaine. Noch im Jahr zuvor hatten beide im Scherz betont, zwischen sie passe „kein Blatt Papier“, gemeinsam mit den – damaligen – Gattinnen war man an der Saarschleife gewandert. Alles passé. Kanzler Schröder erfand die Agenda 2010, deren Lorbeer seine Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) einheimste, während die SPD in der Wählergunst abrutschte. Ex-Freund und Intimfeind Lafontaine gründete die Linkspartei, die seiner alten Heimatstatt zeitweise das Leben schwermachte. Doch auch das ist – jeweils zwei Ehefrauen später – längst Geschichte. Lafontaine wie Schröder sind raus aus dem Polit-Geschäft. Der eine ging im Zorn aus der Linken, der andere ist in den eigenen Reihen unerwünschte Person, solange zwischen ihn und Putin kein Blatt Papier paßt. Nun aber, glaubt man dem Stern – und warum sollte man, bei Führershund, dies nicht tun –, ist es zu einer versöhnlichen Wiederannährung der beiden Streithähne von einst gekommen. Schröder habe zum nahenden 80. Geburtstag des Saarländers Lafontaine diesem bereits Glückwünsche gesandt. Sollte dessen Frau Sahra Wagenknecht tatsächlich ihre Partei gründen, könnten Gerd und Oskar vielleicht vereint den zweiten politischen Frühling feiern.