© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/23 / 15. September 2023

Oliver Brendel. Einmal Karriere und zurück: Der Ex-TV-Macher sendet heute Widerständiges aus seinem Youtube-Keller.
Der Medienfuzzi
Bernd Rademacher

Oliver Brendel war schon in der Schule der Klassenclown. Kein Wunder also, daß er in die Unterhaltungsbranche ging. 13 Jahre lang trieb der gebürtige Münchner bei Pro7/Sat.1 sein Unwesen, erfand Publikumsknaller wie „Arabella Kiesbauer“ und Knallfrösche wie „The next Uri Geller“, die allesamt längst auf dem Friedhof der Fernsehformate ruhen. Später kreierte er Inhalte für Sportmedien, wofür er mit der Sat.1-Show „Sportfreunde Pocher“ schon mal trainiert hatte.

Nebenbei war er Extremsportler – und das will er auch wieder werden. Sein Ziel: 2040 mit 70 Jahren bei der berüchtigten Ironman-Quälerei auf Hawaii allen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Eigentlich war sein Rundumschlag schon früher geplant, doch mußte er wieder bei null anfangen: 2007 hatte es mit einem leichten Kribbeln begonnen ... über Nacht wurde er durch eine Nervenbahnentzündung zum Pflegefall – Krankengymnastik statt Triathlontraining. Doch mit beeindruckender Willenskraft erkämpfte er sich die Kontrolle über seinen Körper zurück, schaffte es vom Rollator zurück aufs Rennrad. 

Über diesen tiefen Einschnitt schrieb der Familienvater aus Gräfelfing ein Buch mit dem an Hape Kerkelings erfolgreichen Pilgerreisen-Report „Ich bin dann mal weg“ angelehnten Titel „Ich bin dann mal gelähmt. Vom Ironman zum Pflegefall und zurück. Eine Anleitung zum kompromißlosen Optimismus“ (2012) und hält entsprechende Motivationsvorträge. Angesprochen auf den abgeguckten Buchtitel sagt er, Erkrankung und Genesung seien für ihn eine Art Pilgerreise gewesen.

Der Medienfuzzi wütet gegen linksgrüne Gaga-Politik und den „öffentlich-verächtlichen Rundfunk“.

Und auch die Medienwelt hat ihn wieder. Wie beim Sport legt er hier ebenfalls einen völligen Neustart hin: Der ehemalige Mainstream-TV-Macher, der bei Pro7/Sat.1 Titel wie „Vice President Content Exchange Management Entertainment“ trug, sendet nun aus einem Youtube-Keller seine One-Man-Satireshow „Der Medienfuzzi“, in der er sich mit der aktuellen Politik, zu wenigen Zuschauern, seiner stets übellaunigen Assistentin und einer unsichtbaren Dame vom Verfassungsschutz herumärgern muß, unterstützt nur von einem einbeinigen Kameramann mit viel Migrationshintergrund, aber wenig Deutschkenntnissen und noch weniger Intelligenzquotient. Da seine Karriere dank Krankheitsknick ohnehin „im Arsch“ sei, brauche er bei seiner politisch unkorrekten Kunstfigur mit dem augenzwinkernden Charme eines Kaffeefahrtorganisators keine Rücksicht auf Verluste zu nehmen, erklärt der 53jährige sein neues Treiben. Außerdem sei er seit seiner zeitweiligen Ganzkörperlähmung sowieso „völlig angstfrei“.

So filetiert der „Medienfuzzi“ zweimal die Woche auf Youtube linksgrüne Gaga-Politik, nimmt von Lang bis Lauterbach deren Personal auseinander, redet konsequent vom „öffentlich-verächtlichen“ Rundfunk, wütet gegen dessen „Propagandaschergen“ und klabautert zwischen gelungenen Knallern und schamlosen Kalauern, daß es jedem mit Sinn für Satire und Selbstironie ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Brillant auf seinem erhofften Weg zum Internet-Welthit ist etwa seine politische Parodie auf die legendäre Trappatoni-Wutrede („Was erlauben Scholz!“). Da merkt man ihm wieder den Klassenclown an – doch besser Oliver Brendel als Oliver Welke …