© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/23 / 15. September 2023

Aufgeschnappt
Kleinpartei mit Leid- und Opfernarrativ
Matthias Bäkermann

In den Umfragen dümpelt die SPD in Sachsen derzeit bei sieben Prozent herum, Tendenz fallend. Um zumindest auf der Aufmerksamkeitsskala zu punkten, hat sich Dresdens Juso-Chef Matthias Lüth nun geschichtspolitisch exponiert. Obwohl das offizielle Gedenken an die verheerende Bombardierung 1945 mit unzähligen Toten erst wieder im Februar ansteht, fordert er schon jetzt: „Nicht nur Nazis blockieren, sondern auch Gedenken abschaffen!“ Um „Leid- und Opfernarrative zu verhindern“, will Lüth zusammen mit der linksextremen Initiative „Dresden wi(e)dersetzen“ die seit DDR-Zeiten traditionelle Menschenkette am Trauertag abschaffen. „Wenn man sich anschaut, wofür die Menschenkette am 13. Februar einst erschaffen wurde – nämlich die Stadt vor Nazis zu beschützen – so reihen sich auch AfD und Freie Sachsen in die Kette ein und mißbrauchen den Tag für ihre Zwecke“, gibt die Bild-Dresden vergangenen Montag die eigenwillige Deutung des 29jährigen wider: „Sich nach rechts abzugrenzen, bedeutet, mit dem aktuellen Gedenken zu brechen!“ Die Stadt Dresden hat allerdings bereits angekündigt, den Vorstoß aus Reihen der Kleinpartei zu ignorieren und die Menschenkette auch 2024 wie gewohnt durchzuführen.