Was für ein Bohei?! Da reißt ein Ex-Late-Night-Gastgeber auf einem Schweizer Sommerfestschnappschuß mit einem in Ungnade gefallenen Ex-Geheimdienstchef und einem verbannten Ex-Spiegel-Redakteur nicht sofort verschreckt die Hände vors Gesicht. Herrjemine! Was erlauben Schmidt? Doch der eiligst auf den medialen Scheiterhaufen gezerrte Ketzer will einfach nicht brennen. Stattdessen sät der Delinquent, Harald Schmidt, weiter Zweifel am neuen heiligen Zeitgeist. „Ich stelle fest, daß mittlerweile ein Foto genügt, um die Gemeinde in Wallung zu bringen“, bilanziert das TV-Urgestein abgeklärt im Zeit-Interview. Natürlich könne er sich „die Aufregung ausrechnen“, wenn er der Einladung zum Weltwoche-Sommerfest folge. „Aber es ist mir egal. (…) Haltung zeigen kostet gar nichts.“ Bei „ungefähr 400 Gästen“ lasse er sich nicht „vorher briefen“, betont Dirty Harry, der sich längst selbstironisch mit einem Performancekommentar im Zuge einer Romantik 2.0 in die innere Emigration auf das ZDF-Traumschiff und Kabarettbühnen zurückgezogen hat. Daß er vielleicht ein wenig zu lange auf dem öffentlich-rechtlichen Ringelpiez-Dampfer umherschippert, zeigt sein Lob des mutmaßlichen Cum-Ex-Lügners und Bundeskanzlers: „Ich finde Olaf Scholz gut. Ruhe im Karton. Schön gucken, wie es läuft. Und dann ab und zu ein bißchen eingreifen.“ Wo Scholz eingreift, weiß vielleicht nur die Traumschiffbesatzung.