© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/23 / 08. September 2023

Meldungen

Schwedische Brennstäbe für die russischen AKWs

PRESSBURG. Bislang kam etwa die Hälfte des Stroms in der Slowakei aus den jeweils zwei Reaktoren der AKWs Bohunice und Mochovce. Nach dem vollständigen Hochfahren des 2022 fertiggestellten dritten Reaktors in Mochovce sollen es ab Herbst bis zu 65 Prozent sein. Ein vierter Reaktor ist im Bau. Aber alle sechs Druckwasserreaktoren sind vom sowjetischen Typ WWER-440/213 und auf russische Brennelemente angewiesen. Doch die EU-Sanktionen gegen Rußland sollen perspektivisch auch auf die Kerntechnik ausgeweitet werden. Daher hat die AKW-Betreiberfirma Slovenské Elektrárne (SE) im August einen Vertrag mit dem schwedischen Ableger des US-Konzerns Westinghouse über die Lieferung von Brennstäben unterschrieben. Die AKWs seien „eine wichtige Säule im Energiemix unseres Landes, daher halte ich es für entscheidend, die Diversifizierung der Kernbrennstoffversorgung für ihren stabilen Betrieb sicherzustellen“, erklärte SE-Chef Branislav Strýček. Die Westinghouse-Brennstäbe müssen allerdings noch von der slowakischen Atomaufsicht speziell geprüft und lizenziert werden. Im Frühjahr 2022 hatte der SE-Konzern – ähnlich wie der tschechische AKW-Betreiber ČEZ – eine Ausnahmevereinbarung von den Sanktionen und der EU-Luftraumsperre für russische Flugzeuge genutzt, um größere Reserven an Kernbrennstoffen von Rosatom zu importieren. Atomgegner und die österreichische Regierung hatten jahrelang juristisch und politisch versucht, die Inbetriebnahme von Mochovce-3 zu stoppen. Die 1980/81 ans Netz gegangenen Altreaktoren (WWER-440/230) Bohunice-1 und Bohunice-2 mußten nach dem 2004 erfolgten EU-Beitritt 2006 bzw. 2008 abgeschaltet werden. (fis)

 www.seas.sk/





Susanne Eules erhält den „Preis für Nature Writing“

BERLIN. Der „Deutsche Preis für Nature Writing“ geht in diesem Jahr an die deutsch-amerikanische Performancekünstlerin Susanne Eules. Aktueller Anlaß ist ihr Gedichtzyklus „miami t:ex(i)ting“, in dem sie sich der zweitgrößten Stadt Floridas widmet, die „wie so viele andere Großstädte vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht ist. Eine Bedrohung, von der sich der kapitalistische Hedonismus des Sunshine State allerdings wenig beeindrucken läßt“, heißt es in der Begründung der fünfköpfigen Jury. Miami bleibe die „Alpha City mit Korallenkette“, man fahre weiter Kreuzfahrtschiff und reite fröhlich den „Leviathan der Erderwärmungsachterbahn“. Die Preisverleihung findet am 10. September im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals in Berlin statt. Die Vergabe erfolgt durch den 2004 gegründeten Verlag Matthes & Seitz Berlin in Kooperation mit dem Umweltbundesamt sowie der Stiftung Kunst und Natur. Letztere wurde 2012 als Stiftung Nantesbuch von der BMW-Erbin und Multimilliardärin Susanne Klatten gegründet. Die Stiftung arbeitet in Nantesbuch im oberbayerischen Voralpenland nahe München, wo sie ein großes Naturgelände hat und ein interdisziplinäres Kulturprogramm anbietet. Das Museum Sinclair-Haus im hessischen Bad Homburg bietet Wechselausstellungen und Veranstaltungsprogramme. Der 2017 erstmals verliehene Preis ist mit 10.000 Euro dotiert sowie einem sechswöchigen Schreibaufenthalt in den Stiftungsräumlichkeiten verbunden. (fis)

 literaturfestival.com





Erkenntnis 

„Das Schreiben mit der Hand ist eine sehr komplexe Bewegung, die mehr Areale im Gehirn aktiviert, was dazu führt, daß man kreativer ist. Zudem hat das Schreiben mit der Hand etwas Sinnliches und Einzigartiges, da unsere Handschrift sehr individuell ist und uns selbst etwas über unseren Gemütszustand verrät. Meist wird die Handschrift runder und schwungvoller, wenn wir gut gestimmt sind, und kleiner oder enger, wenn es uns nicht so gut geht.“

Silke Heimes, Ärztin und Leiterin des Darmstädter Instituts für kreatives und therapeutisches Schreiben (Ikuts)